Wie groß der Musikgenuss dann tatsächlich ist, erkunde ich in meinem Büro. Hierfür stehen ein Naim Uniti, eine Ayre-Phonovorstufe, ein Plattenspieler von Pro-Ject inklusive Denon DL 103 SA sowie für digitale Kost ein Mytec Brooklyn bereit. Fangen wir also mit Musik von der Festplatte an. Elvis Presley drängt sich hier mit »Fever« in den Vordergrund: Die Trommel- und Stockanschläge zum minimalistisch und lasziv vorgetragenen Gesang sind äußerst präsent, die Bass-Saiten federn und schwingen geradezu, und Elvis' Liebesschwüre kommen überaus glaubwürdig zur Geltung. Das ist für den KEF Space One schonmal ein Einstand nach Maß! Doch auch Musik der etwas knackigeren Gangart gehört zu meinem Test-Parcours, und so geht es mit dem isländischen Quartett Kaleo in die nächste Runde. Die toben sich beim Stück »No Good« mit einem E-Gitarren-Duell so richtig aus, die Stimme des Sängers passt dazu wie die berühmte Faust aufs Auge. Dem Space One gelingt hier eine exakte räumliche Positionierung der Musiker in meinem Kopf. Und dafür sind zweifellos die verwendeten 40-Millimeter-Konus-Membranen verantwortlich – Hut ab, das haben die KEF-Entwickler schon beeindruckend gut hinbekommen.
In ihrem RnB-Song »Rehab« bringt Amy Winehouse ihren ganzen Schmerz zum Ausdruck, sie möchte weder Mitleid erregen, noch sich auf einen Drogenentzug einlassen. Das ist schon überzeugend, wie der britische Kopfhörer im schnieken »Porsche-Gewand« die Gefühlswelt der Britin rüberbringt. Ihren Song »Hey Little Rich Girl«, ein musikalisches Potpourri aus Jazz, Reggae, Swing und Bossa-Nova, garniert Amy Winehouse unverwechselbar mit ihrem charakteristischen Timbre. Wie hatte sie sich einst in einem Schulaufsatz sinngemäß geäußert: »Ich möchte, dass die Leute meine Stimme hören und rundherum alles für Minuten vergessen können.« Fürwahr, diese 3:35 Minuten über den KEF Space One gehören einfach nur ihr und ihrer Begleitband.
Aber damit begnüge ich mich noch immer nicht, denn in meinem Plattenschrank herrscht kein Mangel an Referenzen. Für alle Eric-Bibb-Fans ist die Doppel-LP »Jericho Road« ein besonderes audiophiles Highlight. Als Bibbs Gast gibt sich hier unter anderem der Westafrikaner Solo Cissokho die Ehre. Er verziert seinen sonoren Nanibali-Gesang nur mit einer Kora, einem vielsaitigen Zupfinstrument mit dickbauchigem Hohlkörper. »Currency Of Love« hingegen kann samt Hörnern, choralem Background, Hammondorgel, Akustikgitarre und Bibbs Timbre aus dem vollen Ton-Verbund schöpfen. Dafür ist der Space One der perfekte Spielgefährte. Auch die Cover-Versionen von Madeleine Peyroux sorgen für die passenden Impulse. »More Time« sowie »Shout Sister Shout« darf man sich gerne genüsslich auf das Trommelfeld schicken lassen, und man kann dabei das Gesamtkonzept des Kirchentrios in der räumlichen Weite des Gotteshauses ungestört genießen. Zumal der KEF mit seiner Außengeräusch-Abschottung im störenden Tieffrequenz-Spektrum besonders zuverlässig wirkt – der akustische Rechen-Algorithmus leistet hier ganze Arbeit. Und das ist das i-Tüpfelchen auf dem Weg zu einem überragenden Klangereignis.