Über die KEF Control-App kann das Lautsprechersystem dem klanglichen Charakter des Aufstellungsortes angepasst werden: Im »Basic«-Modus der Einstellungen muss der Nutzer nur Wandabstand, Position und Raumbeschaffenheit angeben. Auf dieser Grundlage errechnet der DSP durch entsprechende Entzerrung die tonale Abstimmung aus, um unter den angegebenen Umständen optimal zu performen. So ist das bei Kompaktlautsprechern immer wieder zu singende Mantra »Bitte auf einen Standfuß platzieren« hier nicht mehr kategorisch gültig: Auch auf einem wandnahen Sideboard sind keine drastischen klanglichen Einschränkungen zu befürchten. Dennoch hilft es immer, einige Grundsätzlichkeiten zu beachten: beispielsweise sollten die Boxen bündig an den vorderen Rand des Möbels geschoben werden. So lassen sich Verfärbungen durch Kantenreflexionen vermeiden. Eine fahrlässige Nichtbeachtung wäre besonders schade, denn KEF legt ja durch die spezielle geschwungene Form der Frontplatte der LS-Reihe gesteigerten Wert darauf, diese klangmindernden Einflüsse schon im Ursprung zu vermeiden. Falls das aber partout nicht geht: Die Elektronik der LSX hilft erneut, denn in der App ist auch für diese suboptimale Aufstellungsart eine DSP-Korrektur programmiert worden.

In dem reichhaltig gefüllten Gehäuse der Master-Box – die zweite LSX agiert als Slave – sitzt auch der Verstärker, der 2 x 100-Watt bereitstellt, verteilt auf 70 Watt für jeden Woofer und 30 Watt pro Hochtöner. Um Platz zu sparen, kommt eine Class-D-Variante zum Einsatz, die gegenüber einer Class-A/B-Schaltung kleinformatiger ausfällt. Auch generiert ein solcher Amp auf Basis von Pulsweitenmodulation deutlich geringere Temperaturen, weswegen keine unschönen Kühlrippen auf der Boxenrückseite zu finden sind. Für den konzentrierten Hörtest habe ich die beiden LSX untereinander via mitgeliefertem Ethernet-Kabel verbunden, um Einflüsse des WLAN zu minimieren, die Verbindungssicherheit zu erhöhen und maximale Klangqualität zu erzielen.

Die LSX-Kompatibilität zur Roon-Software kam mir sehr gelegen – sehr leicht konnte ich über das Netzwerk die gewünschte Musik via Roon-Rock-Server abrufen. Zuvor galt es, in der KEF Control-App die entsprechenden DSP-Justierungen zu wählen: 50 Zentimeter Wandabstand, frei im Zimmer auf einem Ständer platziert. Für die Mini-Speaker durchaus eine herausfordernde Positionierung. Wobei es sich im Laufe der Hör-Sessions durchaus bewährt hat, mit den Einstellungen zu experimentieren, um einen dem vorhandenen Raum, eigenen Geschmack und stilistischen Anforderungsprofil entsprechenden Preset zu finden. Praktischerweise kann man mehrere Variationen abspeichern.

Weitreichende Räumlichkeit

Aufgrund vielfältiger Einzelaspekte stellt das jüngst wiederveröffentlichte zweite Album »The Blue Notebooks« des Klassik/Electronica-Grenzgängers Max Richter viele spezifische Anforderungen an die LSX – die diese aber durchweg, teilweise sogar auf verblüffend souveräne Art meistert. Die Präsentation der akustischen Instrumente erscheint mir natürlich und ausgewogen, wobei sowohl die Kraft des Konzertflügels als auch die emotionalisierende Wirkung der Streicher äußerst ansprechend dargelegt wird. Die Sprechstimme von Tilda Swinton ist in ihrer kultivierten »Britishness« authentisch getroffen und gut verständlich, obgleich sie bewusst zurückgenommen abgemischt wurde. Durch die komplexe Ineinanderverschachtelung von klassischen Instrumenten, Synthesizern und Field Recordings sind besondere Fähigkeiten in den Bereichen Auflösung und Tiefenstaffelung gefordert. Auch hier kann das KEF-Duo bestehen und differenziert abbilden – als Teil der ohnehin schon ausgeprägten räumlichen Auffächerung in jede Richtung.