Kein Wireless also mit dem AM 200 – wie lässt sich das anno 2017 noch erklären? Indem man über die bis hierhin angestellten Überlegungen und Beobachtungen hinausblickt. Ursprünglich sind Aktivlautsprecher für den privaten Gebrauch in erster Linie wegen potentieller klanglicher Vorteile dieses Prinzips entwickelt worden – gleichgültig, in welcher Größe sie daherkamen. Apropos: Was klein genug dafür ist, soll freilich immer gleich für einen Platz auf dem Schreibtisch prädestiniert sein, und in der Tat eignet sich der AM 200 dafür hervorragend. Allerdings ebenso für vieles mehr. Der neueste Streich in Sachen Aktiv-Kompaktlautsprecher aus dem hohen Norden steht in einer inzwischen recht langen Tradition puristischer Monitore, er folgt auf den AM 50, AM 100, AM 150 und AM 180. Die auch in der Typenbezeichnung steckende Bezeichnung als Monitor verweist klar auf den hohen Anspruch des AM 200, der sich wie seine Vorgänger wegen seiner Neutralität und Präzision als »Abhöre« eignen soll. Noch eine weitere Eigenschaft qualifiziert den AM 200 für diesen Zweck: Er kann als Nahfeld-Monitor eingesetzt werden. Dazu sollte bei den über einen kleinen Drehregler an der Gehäuserückseite wählbaren Klangprofilen das Preset »NF« eingestellt werden – das passt natürlich ausgezeichnet zur Platzierung auf dem Schreibtisch.
Drei weitere Profile stehen zur Verfügung, die der Anpassung an unterschiedliche Aufstellungsorte dienen: Eine ist für mittlere Hörentfernungen gedacht, die beiden anderen kombinieren die Profile für mittlere Hörentfernung und wandnahe Platzierung beziehungsweise für Nahfeld und die Aufstellung auf Sideboards oder ähnlichem Mobiliar. Übrigens wird »Nahfeld« hier in typischer Profimanier wörtlich genommen: Bereits ab einer Hördistanz von wenig mehr als eineinhalb Metern ist man mit der Einstellung für mittlere Entfernung besser bedient. Zu guter Letzt gibt es eine klangneutrale Einstellung, die sich besonders für den Einsatz als Lautsprecher einer klassisch aufgestellten HiFi-Anlage und eine dafür typische Hörposition eignet.
Darüber hinaus bietet der AM 200 die Möglichkeit, den Vorverstärkungsfaktor einzustellen, um sich optimal mit unterschiedlichen Ausgangsspannungen von Quellgeräten zu arrangieren. Dieser Gain kann um zehn Dezibel abgesenkt sowie um vier und um satte 19 Dezibel angehoben werden – mit diesem Wert bläst auch ein iPhone die Kaffeetasse vom Schreibtisch.
Die Klangprofile und die Vorverstärkung werden intern von einem leistungsstarken DSP realisiert, der außerdem die Aufgabe einer digitalen Frequenzweiche erfüllt. Mit dem heutigen Stand der Technik konzipiert, bietet eine digitale Weiche handfeste Vorteile, um eine möglichst hohe Phasenlinearität zu erzielen, worauf Elac großen Wert gelegt hat. Denn der AM 200 fokussiert sich nicht auf »Convenience«, sondern auf Klangqualität – innerhalb seines Preissegmentes soll er nicht weniger als ein Showcase sein. Er ist gemacht, um die potentiellen Vorteile der Kombination von integrierter Verstärkung, digitaler Weiche und hochkarätiger Chassis-Technologie auszureizen. Fragt man sich also, was genau der AM 200 ist – Relikt oder Wegweiser – hängt die Antwort in erster Linie von der eigenen Perspektive ab.