Nehmen wir als Beispiel das Gehäuse der P3.0, das im Wesentlichen aus Aluminium und Birkensperrholzplatten besteht. Das Metall ist extrem steif und dennoch formbar, hat aber einen schlechten Eigendämpfungsfaktor. Beim Holz ist es genau andersherum: Es besitzt gute Eigendämpfung bei geringer Steifheit. Wilson Benesch fügt nun beide Werkstoffe zu einer intelligenten Hybridkonstruktion zusammen, die dann sowohl über extreme Steifheit als auch über hohe Eigendämpfungseigenschaften verfügt. Doch das ist bei Weitem nicht das Ende der Geschichte. Zur zusätzlichen – und von vielen anderen Herstellern nicht einmal als nötig erachteten – Schwingungsminimierung setzen die Briten die Top- und Bodenplatten sowie die Schall- und Rückwand mit Stahlgewindestangen unter Zug. Und weil auch dieser Schritt noch nicht das Ende der Fahnenstange bedeutet, verlaufen im Inneren des Gehäuses vertikal monierte, dickwandige Röhren an per Software berechneten Punkten, um selbst allerletzten Schwingungsversuchen des Birkenholzes den Garaus zu machen.

Präzision bis ins kleinste Detail

Ein derart beruhigtes Gehäuse ist natürlich der ideale Arbeitsplatz für die insgesamt vier Chassis, die in einer Zweieinhalbwege-Konfiguration arbeiten. Die beiden 17-Zentimeter-Bässe und das ebenso große Mitteltonchassis besitzen eine Polypropylenmembran. Diese »Tactic«-Treiber verwendete Wilson Benesch erstmals 2001, in der Precision-Serie tragen sie den Zusatz 2.0. Der Antrieb der Chassis ist in Zusammenarbeit mit der Universität Sheffield entstanden. Bei diesem Projekt wollte man herauszufinden, wie sich die maximale Leistung des Neodym-Eisen-Bor-Magneten auf die Schwingspule übertragen lässt. Craig Milnes ging es bei diesen Untersuchungen allerdings nicht primär um die Leistung, sondern vielmehr um die perfekte Kontrolle der Membranauslenkung. In diesem Zusammenhang steht auch die Strömungsoptimierung der Körbe, denn die Membran soll störungsfrei dem Musiksignal folgen können. Während die Tieftöner der P3.0 mit sechs Dezibel und der Hochtöner mit 12 Dezibel Flankensteilheit von ihren Spielpartnern getrennt werden, kommt der Mitteltöner gänzlich ohne Filter aus. Mit diesem äußerst puristischen »Mitteltöner ohne Weiche«-Konzept von Wilson Benesch sind linealglatte Frequenzgänge praktisch nicht zu machen. Das ist den Briten klar, sie haben sich bewusst für diesen minimalistischen Ansatz entschieden und wir haben daher auch auf eine Labornote verzichtet.

Der exklusive Hochtöner

Die zweite Generation der hauseigenen Hochtöner bei Wilson Benesch hört auf die Namen »Fibonacci« und »Leonardo«. Die Kalotte des Leonardo hat einen Durchmesser von 25 Millimeter, sein auffälligstes Merkmal ist das ihn umgebende Gitter. Bei gewöhnlichen Montageplatten rund um den Dom entstehen Auslöschungs- und Verstärkungseffekte, die mit der den Leonardo umgebenden Struktur minimiert werden sollen. Der Antrieb des Hochtöners basiert wie bei den Tactic 2.0-Chassis auf Neodym-Eisen-Bor-Magneten, die kreisförmig hinter der Kalotte platziert sind. Mit dieser Anordnung soll nicht nur ein optimaler Magnetfluss gewährleistet, sondern auch eine unerwünschte Temperaturerhöhung vermieden werden, weil diese zu einer Verringerung der Leistung führen würde.