Jörg Wagner hat mir erzählt, dass er beim Besuch der High End 2004 angesichts der Plattenspieler-Parade nicht einen gefunden hat, der seinen Ansprüchen entsprochen habe. Eine folgenschwere Erkenntnis, zog sie doch den Entschluss nach sich, selbst ein Laufwerk zu bauen. Vermutlich hat er sich das Projekt doch leichter vorgestellt, als es dann tatsächlich wurde. Theoretisches Rüstzeug erwirbt man sich halt nicht von einem Tag auf den anderen und die Praxis folgt ja auch nicht immer »eins zu eins« den Vorstellungen. Wenn man dann noch nach eigenem Bekunden Pedant ist, wird es kompliziert. Wobei ich finde, dass Perfektionist der bessere Begriff ist. So hat Jörg Wagner im Lauf der Jahre viele Kombinationen in Sachen Materialpaarungen und nicht zuletzt Antrieb und Steuerung probiert und verworfen, bis er mit seinem Laufwerk so zufrieden war, dass er damit an die analoge Öffentlichkeit ging. 2014 war das Concerto Grosso auf der High End in München und beim Analogforum in Krefeld erstmals zu sehen und zu hören.

Ausgesuchte Zutaten

Ausgangspunkt war die Prämisse, dass ein Laufwerk »nicht klingen darf« – ein Anspruch, den ich uneingeschränkt teile und für die eigentliche Königsdisziplin analoger Laufwerke halte. Wie schon oben beschrieben, hat das Laufwerk die Platte gleichmäßig zu drehen und sich ansonsten jedweder Einmischung zu enthalten. Die dreieckige Basisplatte aus Tonschiefer wird aus einem Materialblock gefräst, dann geschliffen und versiegelt. Sie steht auf drei massiven Spikefüßen, die sehr fein in der Höhe justierbar sind und aus einer Aluminiumlegierung mit Edelstahlspitzen bestehen, die in passenden Aufnahmetellern aus der gleichen Legierung und einer Edelstahleinlage stehen. Der vierte Spike in der Mitte hat keine tragende Funktion. Er ist mit dem Tellerlager verbunden und koppelt dieses an den Untergrund, um eventuelle Schwingungsanregungen zu blockieren. Sein Aufnahmeteller ist mit einer Buchse versehen, die für eine Masseverbindung zum Motor vorgesehen ist. Eine solche kann manchmal sehr hilfreich sein beim Beheben von Brummproblemen, die in der Analogtechnik nicht auszuschließen sind. Oberhalb der Basisplatte sind in der Linie der drei Füße die Tragzylinder für die Tonarmbasen montiert. Sie sind von der Basis durch eine dünne Kunststoffscheibe getrennt, was wiederum Schwingungsübertragungen verhindert.

Die Tonarmbasen selbst bestehen aus einer Aluminiumlegierung, die kein akustisches Eigenleben aufweisen soll. Sie werden mit Inbusschrauben, die bis in die Füße hinab führen, fixiert. Hier würde ich mir Senkkopfschrauben wünschen, die besser zentrieren und eine größere Fläche zur Kraftübertragung bieten. Die Form der Basen ist bekannt, da sie sich einfach technisch ergibt, wenn man Tonarme unterschiedlicher Länge montieren will. Sie werden passgenau für den oder die gewünschten Arme angefertigt. Die Oberflächen sind entweder geschliffen oder bei den Drehteilen »diamantiert« (das hieß früher glanzgedreht), was ein perfektes Finish ergibt. Der Plattenteller wartet mit einem kernigen Gewicht von runden 15 Kilo auf. Er besteht aus einer weichen Alulegierung mit einer Acrylauflage, die vielfach verschraubt ist und abschließend noch geschliffen wird. Er sitzt auf dem WADB-Lager, was für »Wagner Audio Double Ball« steht und das Wesentliche dieses Lagers beschreibt, nämlich zwei aufeinander drehende Kugeln aus unterschiedlichen Materialien. Die untere Kugel aus einem Polymermaterial steht fest, auf ihr dreht sich die zweite Kugel aus Siliziumnitrid. Die Kontaktzone der beiden Kugeln liegt in einem Ölreservoir. Lagerhülse und -dorn sind auf Minimaltoleranzen geschliffen. In Summe ergibt das ein ausgesprochen aufwendiges Lagerkonzept. Die Verbindung zum Motor wird über einen Geweberiemen hergestellt, der am Teller exakt auf Höhe des Kontaktpunktes der beiden Kugeln läuft. Dieser Riemen, den Wagner Audio für sich herstellen lässt, kennt keine Längsdehnung, bietet somit eine unverminderte Kraftübertragung zwischen Motor und Teller.