Zur Rückgewinnung des ursprünglichen Analogsignals muss lediglich die Schaltfrequenz durch einen einfachen Tiefpass ausgeblendet werden. Der Vorteil des Digitalverstärkers liegt auf der Hand: Da die Endstufen-Transistoren nur zwischen Ein- und Aus hin- und herschalten müssen, ist die Verlustleistung extrem gering. Was konkret bedeutet, dass zum einen Kühlkörper überflüssig sind und zum anderen das Netzteil nur den für die angepeilte Ausgangsleistung nötigen Strom liefern muss. Laut Datenblatt ist der a102 für 50 Watt an 8 Ohm beziehungsweise 80 Watt an 4 Ohm dimensioniert. Mit den Vorgaben passen die Schaltnetzteile und die zugekaufte Verstärkerelektronik locker in das kompakte Gehäuse.

Kann ein Verstärker, der die Musik aus vielen kleinen Häppchen präsentiert, mit althergebrachten, linientreuen Amps konkurrieren? Den Start des Hörtest-Marathons eröffnete zunächst der di122. Die erste Bewährungsprobe: Macht er als D/A-Wandler die Konverter in CD-Spielern arbeitslos? Der erste Stolperstein: die frisch eingetroffene CD/SACD »The Slender Thread« von Carrie Newcomer, einer in den USA sehr bekannten Sängerin und Songwriterin, hier in Szene gesetzt vom Klangmagier Günter Pauler (Label Stockfisch). Gerade ihre tiefe, warme Stimme, eingerahmt von akustischer Gitarre, Piano, Harfe, Keyboards, Akkordeon und einem bundlosen E-Bass, geht unter die Haut.

Nur die halbe Wahrheit

Verstand es ein atmosphärischer CD-Spieler aus der 3.000-Euro-Liga, jeden Wechsel des Tonfalls, jedes Vibrato der Stimme mit viel Flair zu reproduzieren, gab sich der Wadia fast noch etwas detailverliebter. Er sortierte die Begleitinstrumente penibler auseinander. Der Player wirkte aber bodenständiger, wärmer und natürlicher, während der Wadia akkurater agierte. Ein Eindruck, der sich bei der zweiten Neuerscheinung der Stockfisch-Studios bestätigte: dem Album »The Horse I Used To Ride« der amerikanischen Sängerin und Songwriterin Sara K., das 2001 vom Meister live im Gasthaus Zum Esel in der Bierstadt Einbeck aufgenommen und aktuell musikalisch bravourös in Szene gesetzt wurde. Der Player ging die etwas eigenwillige Cover-Version von Bob Dylans »Like A Rolling Stone« voluminöser an, zeigte die Stimme noch facettenreicher. Die Wandler im Wadia zeichneten dagegen die Umrisse der Stimme und das Gitarrenspiel mit noch feinerem Pinsel nach. Kurzum: Der Amerikaner zeigte Konturen, der Player Körper. Aber das war nur die halbe Wahrheit, denn der di122 will sich als High-Resolution-Wandler verstanden wissen.

Und darin liegt seine wahre Stärke, die er im weiteren Verlauf des Hörtests unter Beweis stellte. Gab etwa ein anerkannter DVD-Player die 1983 entstandene und 1996 neu mit 24 Bit und 96 Kilohertz gemasterte Audio-DVD »Dr. John, The Brightest Smile In Town« (Label Classic Records) wieder, wirkte das Piano etwas klimperig und zweidimensional. Der Wadia ließ die Finger sichtbar über die Tasten gleiten, führte jede Nuance, jede Tempo-Änderung und die virtuose Fingertechnik des Pianisten vor: die verschieden akzentuierten Anschläge, wie der Schwung aus den Fingern den Ton bildet oder durch die Rausbewegung die Akkorde unterschiedlich ausklingen. Mehr Atmosphäre, penible Feinarbeit – auch High Resolution über USB zugespielt, wirkte nochmals aussagekräftiger, noch authentischer als vom PC wiedergegeben. Die brennende Frage: Wie gut übermittelt die markengleiche Endstufe die filigrane Gangart des di122?