Die attraktive Idee hinter Jubiläumsprodukten ist die Tatsache, dass hier markante Eigenschaften der Marke präsentiert werden. Außerdem darf man – dem Anlass entsprechend – ein attraktives Preis/Leistungsverhältnis erwarten. Ein zentrales Merkmal der Vincent-Produkte wird beim ersten Kontakt mit der SP 20 sofort deutlich: Hier bekommt man einen nachvollziehbaren, extrem hohen Materialgegenwert für sein Geld. Bei manchem hochgezüchteten Class-D-Leichtgewicht der Gegenwart fragt sich der Kunde in einem nachdenklichen Moment schon einmal, wie denn der Preis zustande kommt. Im Fall der Endstufe von Vincent ist es offensichtlich: Eine fingerdicke Frontplatte, zwei massive Kühlkörperflanken und ein prall gefülltes Innenleben mit gigantischem Ringkern-Transformator im Zentrum führen zu einem Kampfgewicht von mehr als 27 Kilogramm. Dieses Gerät möchte man erst nach einem guten Frühstück aus dem doppelt verstärkten Karton wuchten. Auch das HiFi-Rack sollte auf seine Tragfähigkeit überprüft werden. Und zwar vorher.

Die SP 20 wurde nicht komplett neu erfunden, sondern basiert auf dem schon seit vielen Jahren im Vincent-Sortiment befindlichen hybriden Power-Amplifier SP 331. Dessen Schaltung wurde optimiert, das Innenleben einer kritischen Prüfung unterzogen und, wo nötig, entsprechend überarbeitet. Die äußere Erscheinung hat man durch zwei VU-Meter aufgewertet. Als Besonderheit ist die Farbe der Beleuchtung der Anzeigeinstrumente per Schiebeschalter auf der Rückseite wählbar, vier Farbtöne stehen zur Verfügung. Da die anderen beiden Status-Lampen auf der Front mit Rot und Blau jedoch eine gewisse Stilistik vorgeben, habe ich mich aus Gründen der harmonischen Ausstrahlung für die rote VU-Meter-Illumination entschieden. Deren Wirkung ist mit »plüschig« noch jugendfrei umschrieben, passt aber adäquat zum Vincent-typisch barocken Erscheinungsbild.

Die Eingangsstufe des SP 20-Hybrid-Verstärkers wird von zwei im Differenz-Gegentakt arbeitenden 6N16-Röhren geprägt. Eine leistungsfähigere 6N10-Röhre leitet das Signal dann an die Transistorendstufe, wo insgesamt zwölf hochohmige Feldeffekt-Transistoren für die Verstärkung zur Verfügung stehen. Acht Elektrolytkondensatoren mit je 10.000 Mikrofarad sollen garantieren, dass auch kritische Lautsprecher versorgt werden können. Als Resultat dieser Bemühungen stehen laut Hersteller 2 x 250 Watt Sinus an 4 Ohm bereit – die Messungen von i-fidelity.net ergaben sogar 302 Watt. Kurzum: Mit einer SP 20 stellt sich die Leistungsfrage einfach nicht mehr. Davon ist überreichlich vorhanden.