Neulich hörte ich wieder einmal zum ersten Male die Meistersinger-Ouvertüre – so, oder so ähnlich, beginnt ein ebenso gewitzter wie tiefschürfender Aphorismus Friedrich Nietzsches. Darin schlägt der Denker kulturphilosophische Funken aus seiner tief ambivalenten, zwischen Faszination und Abwehr zerrissenen Haltung der Musik Wagners gegenüber. Besonders treffend, rhetorisch wie sachlich, empfand ich immer die Wendung, man könne bedeutende Musik »wieder einmal zum ersten Male« erleben. Jeder leidenschaftliche Hörer kennt das. Man selbst oder die Umstände sind andere geworden. Auf einmal hört man das vermeintlich Vertraute unter neuen Vorzeichen. Was mich zum High End gebracht hatte, das waren solche ebenso ohrenöffnende wie manchmal verstörende Erlebnisse: Guter Klang, lernte ich bald, das war nicht einfach eine luxuriöse Zutat zu einer auch in minderer Qualität unbeschadet, nur halt weniger komfortabel genossenen Musik. Im eigentlichen Sinne ist er vielmehr der Zugang zur Musik selbst. Wie weit öffnen sich mit einem Mal die Tore, wenn ein neues Gerät Hindernisse abräumt, von denen man manchmal gar mal nicht geahnt hatte, dass sie überhaupt da waren!
Das gilt insbesondere für Lautsprecher. Keine Komponente bewirkt ohrenfälligere Veränderungen. Darum werden sie nicht nur beachtet und geschätzt, sondern förmlich verehrt: Für viele Hörer sind sie oft noch apartere Objekte der Begierde als andere Komponenten. Ich kann das nachempfinden. Auch ich blicke jetzt mit Lust und zugleich mit Ehrfurcht auf die bildschönen, in edles Kirsche-Echtholzfurnier gewandeten, gut ein Meter zwanzig hohen Säulen der Liszt Reference, die noch ungespielt in meinem Hörraum stehen.
Den Lautsprechern von Vienna Acoustics eilt ja ein Ruf voraus. Schon der Name muss allen Aficionados verlockend in den Ohren klingen. Zwar entwickelt Peter Gansterer seine penibel ausgehörten Schallwandler in einem kleinen Ort in Niederösterreich. In Wien aber, in der Hauptstadt der Musik, ist der glühende Liebhaber klassischer Musik aufgewachsen, dort hat er die berühmten Säle, den Musikverein, das Konzerthaus, die Staatsoper eingehend erlebt und studiert. Wie oft habe ich Melomanen und Kenner klassischer Musik die Lautsprecher von Vienna Acoustics rühmen hören. Ihre Musikalität, ihre Natürlichkeit und ihr wohltuendes Timbre, heißt es immer wieder, seien kaum zu schlagen. Allein, sie einmal selber zu erleben, war mir bislang versagt.