Die norwegische Jazz-Sängerin Siril Malmedal Hauge reichert auf ihrem kürzlich veröffentlichten Album »Slowly, Slowly« minimalistischen Jazz mit Elementen des Folk, Blues, Rock und Pop an, wobei die zehn Songs ein breites Themenfeld abdecken, dessen gemeinsames Motiv die Reflexion über die eigene Rolle in der Gesellschaft ist. Dabei kommt das Ganze mitnichten verkopft daher, vielmehr gleicht das Album einem kurzweiligen Wechselbad mit Balladen, energiegeladener Instrumentierung und tanzbaren Melodien. Die Baby Grand stellt sich völlig mühelos auf diese unterschiedlichen Stile ein und widmet sich bei »Tonight« den rauen Klängen der E-Gitarre derart leidenschaftlich, dass kein Auge trocken bleibt. Zugleich akzentuiert sie jede vokale Nuance des ausdrucksstarken Gesangs von Siril Malmedal Hauge und bildet ihre Stimme exakt fokussiert und richtig proportioniert ab, sodass ein vorbehaltlos glaubhafter Eindruck leibhaftiger Präsenz entsteht.

Spektrum an Klangfarben

Wenn Martin Morland am Kontrabass einsetzt, dokumentiert die Beethoven Baby Grand zudem eindrucksvoll ihre Durchsetzungsfähigkeit in tiefsten Oktaven, der Bass klingt in all seinen Schattierungen bedingungslos autoritär. Ein Remix des wunderbaren Techno-Klassikers »The Age Of Love«, das Charlotte de Witte und Enrico Sangiuliano bei einem gemeinsamen Auftritt improvisiert haben, ist dagegen tonal ganz anders beschaffen: Neben Standfestigkeit ist hier Differenzierungsvermögen im Oberbass gefragt, um einen Beat wirklich auf den Punkt zu bringen, der für das Genre gleichermaßen urtypisch wie außergewöhnlich farbenreich ist. Die Vienna wächst hierbei über ihre Physis hinaus und macht die Versuchung, ordentlich aufzudrehen, unwiderstehlich: Die Beats federn absolut locker, changieren zwischen erdigen Tönen und haben jenen unverwechselbar saftigen Charakter.

Hélène Grimaud spielt zusammen mit der Camerata Salzburg Valentin Silvestrovs »The Messenger« in der Fassung für Klavier und Streicher, die auf ihrem 2019 veröffentlichten gleichnamigen Album zu finden ist. Die Beethoven Baby Grand Reference grenzt hier die Silhouette des Flügels mühelos von den Streichern ab, die im Hintergrund und flankierend gruppiert sind. Dabei leuchtet sie die breit angelegte, weit in die Tiefe des Raums hineinreichende Bühne bis in den letzten Winkel taghell aus und verschafft den präzise gestaffelten Instrumenten rundherum Platz. Während sich der prachtvolle Klangfarbenreichtum des Flügels zwischen sämigen Celli und hell erstrahlenden Violinen in all seinen Nuancen entfaltet, zieht mich hierbei die zutiefst atmosphärische Spielweise der Vienna Acoustics in ihren Bann, mit der sie die lyrische Komponente dieses Werks offenlegt. Mir wird einmal mehr bewusst, wie sehr ich Hélène Grimauds feinfühlige Interpretation schätze und dass die Beethoven Baby Grand Reference ein Lautsprecher ist, der ein Gefühl des Angekommenseins wecken kann – ganz großes Kompliment!