Im Hörraum gilt es natürlich, trotz aller Neugier zunächst Sorgfalt walten zu lassen. Das Laufwerk muss waagerecht aufgestellt und vor allem die Auflagekraft sollte noch einmal kontrolliert werden. Zur Einstellung des korrekten Abstands zwischen externem Motor und Plattenteller dient eine Schablone, das ist eine genial einfache Lösung. Mit dem Merlo Reference sitzt ein MC-System in der Headshell, dessen Vor-Vorverstärkung der Lehmannaudio Decade Jubilee übernimmt. Bei den Lautsprechern stehen neben der klar audiophil geprägten Audio Physic Spark 6 auch ein Paar Canton Vento 90 parat, die bei entsprechender Versorgung durch das Frontend ein energetisches Feuerwerk abbrennen können. Das Handling von Max Nero und TRA 9 S stellt Nutzern keinerlei Hürden in den Weg. Im Gegenteil ist beispielsweise der lange Liftarm extrem bedienungsfreundlich – eine Kleinigkeit, die ebenfalls auf dem umfangreichen Erfahrungsschatz von Transrotor fußt.

Keine Verzögerung im Betriebsablauf

Das Gespann braucht keinerlei Aufwärmphase, um eine überzeugende Performance zu liefern. Eben noch rotierte »Funk Is My Religion« von Nils Landgren auf dem Pro-Ject Debut PRO, der ohne Frage zu den besten Plattenspielern im dreistelligen Preisbereich gehört. Mit dem Wechsel auf den Max Nero ändert sich die akustische Kulisse dennoch erheblich – angefangen von einem deutlichen Ausbau der unteren Oktave, die nun von mehr Energie bei gleichzeitig besserer Kontrolle profitiert. Bei »Kamala« steht Landgrens Posaune in hellerem Licht, und auch die Detailausbeute gelingt umfangreicher. Typisch für Transrotor ist die enorme Stabilität in der Abbildung der Bühne in ihren drei Dimensionen und die dazugehörige, größenrichtige Darstellung der Instrumente. Gilt das auch für Stimmen?

Um das herauszufinden, greifen wir zum Album »Macalla« der irischen Band Clannad. Moya Brennans Stimme hat schon das Schicksal des ein oder anderen Plattenspielers besiegelt, wenn diese statt mit Klarheit lieber mit nervigem Gezirpe agierten. Mit dem Transrotor profitiert die Aufnahme von sehr viel Luft und Feinheiten. Zwischen den Audio Physics singt Brennan mit von Natürlichkeit geprägter Stimme und vor allem einem hohen Maß an Deutlichkeit. Doch nicht nur die Irin steht im rechten Licht, die begleitenden Instrumente lassen sich mühelos verfolgen, wobei auch bei Clannad die klar herausgearbeiteten Basslinien eindrucksvoll sind. Bei kleineren Plattenspielern wummert beziehungsweise rumpelt es da im Tieftonkeller schon mal gewaltig. Keine Spur davon beim Dreher aus Bergisch Gladbach, der zu einem weiteren erfolgreichen Anwalt analoger Klangkultur wird.

Warum sich die Investition in Max Nero und TRA 9 S lohnt, zeigt dann exemplarisch »Fratres« von Arvo Pärt. Gidon Kremer und Keith Jarrett zelebrieren die kompositorische Kunst des estnischen Komponisten in unter die Haut gehender Manier. Zum Genuss wird diese Musik von Schallplatte aber nur, wenn die Kombination aus Tonabnehmer, Tonarm und Laufwerk tatsächlich harmoniert. Richtig, auch hier entscheidet dann der Teamgeist über Sieg und Niederlage. Das Trio aus dem Hause Transrotor ist der Aufgabe mehr als gewachsen: Kremers Violinspiel dringt durch, Jarretts Akkorde auf dem Klavier bekommen nicht den Hauch einer Beiläufigkeit. Was aber den Unterschied zu kleineren Plattenspielern vor allem ausmacht, ist der hohe emotionale Gehalt, den Max Nero und seine klangpotenten Gefährten transportieren können. Davon lebt Pärts Musik in höchstem Maße, und das ist eine weitere klare Rechtfertigung für die Anschaffung eines Laufwerks dieser Klasse. In jeder einzelnen Minute des Hörens wird man für die Investition dankbar sein.