Und gerufen wurde dieser Plattenspieler auch – nämlich von der Kundschaft. Darin unterscheidet er sich schon von geschätzten 70 Prozent aller Produkte der Unterhaltungselektronik, auf die eigentlich kein Mensch so wirklich gewartet hat. Beim T+A G 1260 R ist das anders: Lothar Wiemann, Chefentwickler des Hauses, schätzt, dass mittlerweile über 20.000 Stereoanlagen der R-Serie in den diversen Haushalten stehen. Mithin eine Zahl, die von den meisten anderen Herstellern auch in deren kühnsten Träumen nicht erreicht wird. Viele dieser T+A-Kunden fragten immer wieder nach einem passenden Plattenspieler für ihre Anlage. Einem Gerät, das sich nicht nur optisch einfügt, sondern das auch in Klang- und Bedienungsqualität mit den übrigen Komponenten mithalten kann.

Da der größere (und teurere) G 10-2 eine vollkommen andere Designidee verfolgt und man es in Herford auf Dauer leid war, Fremdfabrikate empfehlen zu müssen, kamen Wiemann und sein Team nicht mehr um den G 1260 R herum. Er musste einfach sein. Nun ist er da, und ich frage mich, ob ich ihm trauen kann. Zu adrett sitzt sein knapper Aluminiumanzug, zu smart scheint die Bedienung, zu leidensarm ist der Weg zum ersten Ton. Habe ich doch im Laufe der vergangenen Jahre gelernt, dass guter Klang in der Vorbereitung dem Musikfreund einiges abverlangt – auch und gerade, wenn die Töne auf analogem Wege entstehen sollen.

Wobei die reine Justage noch gar nicht mal der springende Punkt ist: Sie ahnen nicht, wie viel Freude im Testeralltag aufkommt, wenn Bohrungen falsch sitzen, Gewinde zu klein oder groß sind. Ja, all das kommt vor. Vor diesem Hintergrund der ewigen High-End-Baustellen ist der G 1260 R geradezu eine Frechheit. In der Version mit eingebautem Tonabnehmersystem packt man den Spieler zu Hause lediglich aus, stellt ihn auf die dafür vorgesehene Fläche, legt den Plattenteller auf, steckt das Gegengewicht auf den Arm, stellt noch schnell die korrekte Auflagekraft ein – und hört dann Musik. Und ob Sie es mir jetzt glauben oder nicht: Der kleine T+A klingt aus dem Stand heraus schon erfreulich gut.

Von der Attraktivität analoger Quellen

Ich gebe es zu: Ich bin schon jetzt begeistert und nähere mich diesem Spieler auf etwas andere Weise. Anstatt zunächst die technischen Aspekte aufzurollen, will ich ihn erleben, will mit der Leichtigkeit, die er vermittelt, Musik hören! Also hinein ins Vergnügen. Es ist ein entspannter Vormittag, ich beiße mich durch die letzten Seiten meiner Steuererklärung und lasse den T+A zur Besserung meiner Stimmung so ganz nebenher laufen. Auf dem Teller liegt die LP »Tourist« von St Germain. Meine Rechnung geht allerdings nicht auf, denn nach nur wenigen Minuten bleibt die Steuer liegen und ich sitze in meinem Sessel vor der Anlage. Ein so stabiles Fundament hätte ich dem kleinen G 1260 R nicht zugetraut.

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