Der Endverstärker 710

80 Kilogramm schwer, bei Bedarf fast 1.000 Watt Leistung an einer Impedanz von zwei Ohm, 1-MHz-Bandbreite und ein Maß an technischer Souveränität, das auf den ersten Blick nur schwer zu erfassen ist. Das sind nur drei Eckpunkte des Referenz-Endverstärkers namens Soulution 710. Beginnen wir bei der Spannungsversorgung. Zwei 1000-Watt-Transformatoren sitzen auf der Bodenplatte des Gehäuses – allerdings schwingend gelagert. Ihre Energie wird in Kondensatoren mit nicht weniger als 250.000 Mikrofarad gepuffert. Gespeist werden damit zehn (!) separate Netzteile.

Insgesamt arbeiten 28 bipolare Transistoren in der 710, die auf massiven Kupferschienen montiert sind und deren Gesundheitszustand permanent vom Mikroprozessor-Hirn der Soulution überwacht wird. Kurzzeitig kann diese Anordnung weit über hundert Ampère liefern, dauerhaft sind es sechzig. Werte, vor denen andere Endverstärker einen höflichen Knicks machen und sich aufgrund mangelnder eigener Leistung demütig zurückziehen.

Im Zentrum der Endstufe arbeitet ein Spannungsverstärker mit starrem Faktor. Für den Signaldurchsatz werden weniger als zehn Nanosekunden veranschlagt. Diese Baugruppe funktioniert nur hundertprozentig, wenn die thermischen Bedingungen stabil sind. Deshalb ist sie vollständig vergossen. Auch bei dieser Komponente fand im i-fidelity.net-Labor eine Art Technik-Olympiade statt, allerdings nicht unter dem Motto »Dabei sein ist alles«, sondern vielmehr »Wie oft kann man Gold holen?«

Mehr als Hören ist Erleben

Mit der Kombination aus Soulution Vorverstärker 720 und Endverstärker 710 innerhalb einer Musikanlage beginnt ein neues Klangkapitel. Mittlerweile haben wir die Komponenten in sehr vielen unterschiedlichen Kombinationen angehört und waren jedesmal von ihrer Performance beeindruckt. Denn diese Verstärker springen mit Tönen anders um, und sie lassen Lautsprechern keine Chance auf Entwicklung eines unerwünschten Eigenlebens. Was auf der Platte drauf ist, wird wiedergegeben – nicht mehr und auch nicht weniger. Klar, diesen Anspruch reklamieren viele Hersteller für sich, aber so solide, wie Soulution das umsetzt, dürfte schon einzigartig sein.

Spezielle Kost ist unnötig

Um zu erfassen, wie eindrucksvoll die Soulutions musizieren, benötigt man übrigens keine audiophilen Tonträger oder spezielle Testscheiben. Es reicht ein Griff in den Plattenschrank oder ins CD-Regal, man zieht einfach die Scheibe heraus, nach der einem gerade der Sinn steht. So hielten wir zum Start »Eye In The Sky« von Alan Parsons Project in den Händen. Vor dem Titelstück kommt das Instrumental-Intro mit Namen »Sirius«. Aus dem Nichts schwillt ein gewaltiger Tieftonakkord an. Nach 29 Sekunden trifft einen zum ersten Mal der Schlag, nach vier weiteren der zweite. Brutal, klar, direkt und –trotz Kenntnis des Stücks – absolut unvermittelt schlägt die Kombination zu. Der i-fidelity.net-Referenzlautsprecher KEF Reference 205/2 wächst über seine normalen, durchaus beeindruckenden klanglichen Fähigkeiten ein spürbares Stück hinaus.