Ausstattungsseitig präsentiert sich der A-2 puristisch auf audiophile Bedürfnisse ausgelegt und verzichtet sogar auf einen Kopfhörerausgang. Insgesamt sechs Hochpegeleingänge stehen zur Verfügung, wobei drei von ihnen als symmetrische XLR-Eingänge ausgeführt sind. Die wären wegen des vollsymmetrischen Aufbaus des Amps in der Theorie zu bevorzugen, Qualitätsunterschiede von Kabeln wirken sich hier aber entschieden deutlicher aus als der Wechsel zwischen den symmetrischen und den unsymmetrischen RCA-Eingängen. Daher kann sich in meiner Anlage die unsymmetrische, mit einem HMS Suprema verkabelte Strecke gegenüber der symmetrischen, mit einem älteren Nordost Frey verkabelten Verbindung klar durchsetzen. Wie immer bei derlei Vergleichen lässt sich der Zugewinn schwerlich anhand quantitativer Kriterien in Gänze erfassen, vielmehr befruchten sich HMS-Kabel und Soulnote-Amp gegenseitig mit ihrer kultivierten Diktion. Die zeichnet den A-2 wesentlich aus und sorgt bei »I’ll Close My Eyes« für ein Gleichgewicht zwischen den rhythmischen Elementen. Dieser Klassiker bildet den Opener des neuen, sehr hörenswerten Albums »The Deep« vom Juraj Stanik Trio und hat wegen seines Swing-Rhythmus’ auf mich bis dato eher enervierend als anregend gewirkt. Jetzt jedoch kann ich dieser Form durchaus etwas abgewinnen, mein Fuß wippt sogar im Takt, was eindeutig diesem Verstärker anzurechnen ist: Er agiert wieselflink, kann minimale Tempovariationen und kurze Pausen akzentuieren, die das große Ganze ordnen.

Gleichzeitig gibt der A-2 dem Geschehen mit einer großzügig angelegten Abbildung den richtigen Rahmen, gewährt Juraj Stanik und Frans van der Hoeven gebührenden Freiraum vor dem Schlagzeugaufbau, der sich weit über die Lautsprecherbasis hinaus erstreckt. Die Konturen der Instrumente sind messerscharf gezeichnet, dazu leuchtet der A-2 die Bühne taghell aus, macht sie mühelos bis in den letzten Winkel durchhörbar. Tonal trifft die Darbietung haargenau auf den Punkt, behutsam angeschlagene Becken flackern in wohldosiertem, messingfarbenem Glanz auf - das bekommt man so natürlich klingend nicht alle Tage zu hören. Deshalb will ich die Fähigkeiten des A-2 mit dem aktuellen Album von Carolin No weiter erkunden. Das Singer-Songwriter Duo Carolin und Andreas Obieglo hat auch für das 2020 veröffentlichte »No No« die Möglichkeiten der Postproduktion erfrischend zurückhaltend eingesetzt und eine pure, intime Atmosphäre geschaffen, die den tiefsinnigen, zugleich voller Leichtigkeit steckenden Songs gerecht wird. Bei »Wünsche« steht Carolin Obieglo besonders dicht vor dem Mikro, ihre Lippen scheinen es fast zu berühren, und wenn sie ihre Stimme anhebt, erfasst diese Energie den ganzen Raum. So direkt, mit so wenig Rücksicht auf HiFi nur geringfügig dynamisch limitiert, so sollten Einspielungen doch eigentlich sein - wären sie dann bloß nicht derart kritisch.

Kompositionen eindringlich wirken lassen

Der Soulnote-Amp meistert diese Herausforderung indes mit Bravour, kann das Potenzial der Konserve eins zu eins umsetzen und lässt ihren Vortrag völlig authentisch wirken. Ihre Stimmbänder vibrieren, ihr Brustkorb hebt und senkt sich, und um ihre Gestalt liegt ein dezenter Schein.
Die isländische Pianistin Eydís Evensen hat im April vergangenen Jahres mit der EP »Frost« wieder von sich hören lassen - endlich, nach einer gefühlt zu langen Schaffenspause. Auch die vier neuen Stücke stammen aus ihrer Feder und tragen ihre unverwechselbare Handschrift, sie erzählen Geschichten vom Winter in ihrer Heimat und bilden eine ideale Projektionsfläche: Ob süße Melancholie oder die Motive von Weite und Freiheit dominieren, entscheidet der Moment. Denn der A-2 versteht sich bestens darauf, die hochdichte Atmosphäre dieser fein gewobenen Kompositionen eindringlich wirken zu lassen und das Kopfkino in Gang zu bringen. Er setzt das begleitende Streichquartett ins rechte Licht, lässt die Violinen erstrahlen und stattet das Cello mit sonorer Autorität aus. Doch erst bei »Dawn Is Near« offenbart sich vollends, wie feinfühlig der Soulnote zu Werke geht: Er schwelgt in den prachtvollen Klangfarben des Flügels und lässt wohlig warme Noten im Kontrapunkt schweben, in einen seidigen Kokon gebettet. Der A-2 spielt hier geradezu unnachahmlich geschmeidig, es scheint, als würde er ganz im Moment leben - mir wird diese Freude dank dessen jedenfalls zuteil.