Dieses bereits mit den vorherigen Homage-Lautsprechern eingeführte Konstruktionsprinzip der Gehäuse ist seitdem freilich weiter perfektioniert worden; ein Detail des modifizierten Aufbaus wird an der Rückseite der Lautsprecher erkennbar: Dort befinden sich seitlich Lamellen, die Teil des Aluminiumrahmens sind und Turbulenzen im Luftstrom der zwei Ventilationsöffnungen vermeiden sollen. Selbige sind als abgerundete Schlitze in der äußerst schmalen, ebenfalls aus Aluminium hergestellten Rückwand ausgeführt und mit weichem Schaumstoff bedämpft. Die einzelnen, aus Metall gefertigten Schraubklemmen des unterhalb der Bassreflex-Öffnungen positionierten Bi-Wiring-Anschlussfeldes sind mangels Platz in einer Reihe angebracht, was zunächst für etwas Verwirrung sorgt, aber zu einer unverwechselbaren, markanten Rückansicht beiträgt. Der hier vorherrschende schnittige Charakter prägt auch die Erscheinung des Lautsprechers insgesamt, obwohl die Gehäusemitte von oben betrachtet vergleichsweise ausladend wirkt. Aus anderen Perspektiven gesehen, fängt jedoch die geschickte Linienführung des Korpus zusammen mit den querlaufenden, schmalen Intarsien aus hellem Ahornholz die tatsächliche Breite auf und verleiht der Form reizvolle Dimensionalität. De facto kommt Livio Cucuzza mit den neuen Kurven der Forderung von Paolo Tezzon nach größerem Innenvolumen nach; auch sie sind eine Variante der von Sonus Faber seit 1993 praktizierten Anlehnung an die Form einer Laute.

Wegen dieser Konstante zeigt die Serafino gleichsam ein vertrautes und ein moderat, aber zweifelsohne wirkungsvoll verändertes Gesicht. Moderne Akzente wie die metallische Einfassung der Chassis-Montageplatten und der von italienischen Rennbooten inspirierte, kreisförmige Ausschnitt im Deckel, hinter dessen Glasabdeckung das Firmenlogo silbern auf schwarzem Grund schimmert, treten mit klassischen Stilelementen in ein harmonisches Wechselspiel. Zu sagen, dass Sonus Faber es wieder einmal verstanden hat, die eigene Designsprache schlüssig weiterzuentwickeln, mag angesichts der kreativen Historie beinahe genauso unnötig sein wie Eulen nach Athen zu tragen. Vis-á-vis mit der Serafino Tradition erscheint mir diese erneute Würdigung jedoch geradezu unumgänglich – von der ästhetischen Qualität dieses Lautsprechers geht eine besondere Faszination aus. Und ohne viel Umschweife kann ich sagen: Das Gleiche gilt für ihre klangliche Darbietung.

Für den Genuss derselben …

… ist keine Akribie bei der Aufstellung erforderlich: Die Serafino will natürlich Platz um sich herum haben, gestattet jedoch, sich bei ihrer Einwinkelung an raumakustische Gegebenheiten anzupassen und nach persönlichem Gusto vorzugehen. Trotz ihrer Impedanzregelung im Bassbereich sollte die antreibende Elektronik allerdings über ordentlich Leistung verfügen, um sie zu beflügeln. Eine Anforderung, die der angeschlossene Audionet Watt mit Leichtigkeit erfüllt, sodass die Serafino nach der Einspielzeit großorchestrale Werke wie die sechste Symphonie »Pathétique« von Tschaikowsky, gespielt von Teodor Currentzis und seinem Ensemble MusicAeterna, auf mitreißende Weise zu inszenieren vermag. Gleich zu Beginn des ersten Satzes dringen Oboen aus dem Hintergrund einer riesigen Bühne, bevor Kontrabässe wie ein Unheil verkündend anschwellen, um schließlich mit der durchdringenden Kraft ihrer Klangkörper spürbar, geradezu Ehrfurcht gebietend im Raum zu stehen – das ist großes Drama von der ersten Sekunde an.