Nachdem es mehreren Kollegen ganz ähnlich ergeht, begann ich, mich bei verschiedenen Lautsprecherentwicklern umzuhören. Nach meiner Versicherung, keine Namen zu nennen, flossen die Antworten. Und weit mehr als die Hälfte der Befragten bekannte, im privaten Umfeld am liebsten mit einer – natürlich hauseigenen – Zweiwege-Konstruktion zu hören. 

Wir leben also in einer HiFi-Welt, die gemäß der allgemeinen Entwicklung zu »höher, schneller, weiter« strebt und deren lautsprechermäßiges Ziel folglich eine mannshohe Mehrwegebox sein müsste. Und ausgerechnet eine hohe Anzahl an Protagonisten der Szene bedient zwar den Markt, macht den Trend persönlich aber nicht mit? Woher kommt das? Was ist dran an den kleinen Boxen?

Das Geheimnis hinter der Kompaktheit

Zunächst kann ich nur für mich selber antworten: Kleine Lautsprecher stehen der Musik nicht im Wege. Das ist technisch gesehen natürlich völliger Blödsinn, aber solange auch ein Glas Wein den Hörgenuss steigern kann, behalten solche Kriterien ihre Bedeutung. Bei kleinen Boxen ist der Raum vor mir frei, und somit kann sich in meinem Kopf auch die Musik ganz ungehindert und grenzenlos entfalten. Das gelingt mir bei großen Lautsprechern (in normal dimensionierten Räumen) nur im Dunkeln oder mit geschlossenen Augen. 
Außerdem bergen die Übergänge zwischen den einzelnen Chassis bei allen Vorteilen der Spezialisierung auf bestimmte Frequenzbereiche auch Risiken. Denn jeder neue Weg vergrößert auch das Fehlerpotential. Neue Chassis machen neue Probleme, neue Weichenbauteile ebenso, und die Nahtstelle zwischen zwei Chassis bleibt ebenfalls immer ein Kompromiss zwischen den erhofften Vorteilen und den zu ertragenden Nachteilen. Eines ohne das andere geht nicht. Daher klingen für mich die meisten Zweiwege-Konstruktionen schlicht geschlossener als ihre komplexen Verwandten.

Ich höre Ihren Einwand, dass ich konsequenterweise mit einem Breitbänder lauschen müsste. Mir persönlich sind allerdings dessen tonale Nachteile zu groß. Bei zwei Wegen erlebe ich immer wieder eine Geschlossenheit, die es mir ermöglicht, ganz bei der Musik zu bleiben und nicht – oder zumindest weitaus weniger – auf die technischen Aspekte ihrer Übertragung zu achten. Dass die letzten paar Hertz vor allem im Frequenzkeller fehlen, macht mir nichts aus, da sowieso keine Anlage ein Sinfonieorchester »eins zu eins« in ein Wohnzimmer stellen kann. Es bleibt also bei einem Abziehbild. Und daher sind mir Lautsprecher lieber, die sich um Parameter kümmern, derer sie auch gewachsen sind. 

Das geht offensichtlich vielen der Befragten so, auch wenn sie auf Messen und bei Vorführungen vor allem ihre großen Modelle präsentieren, die natürlich auch ihre Fähigkeiten (Bandbreite, Auflösung und Pegel) haben.