Die von Richard Wright gespielte mächtige Orgel der Royal Albert Hall füllt sowohl den Saal als auch realistisch unseren Hörraum. Das jüngste Pink Floyd-Album »The Endless River« ist auf einem USB-Stick in 24 Bit/96 Kilohertz gespeichert, der in der i-fidelity.net-Referenzvorstufe Audionet DNP steckt. Neben der soliden Grundtonstabilität überzeugt die enorme Breite und Tiefe des abgebildeten Raums. Dem begnadeten Entwickler Paolo Tezzon kann man nur dankbar dafür sein, dass er dem kompakten Modell nur den Teil des Tieftonbereichs zumutet, den die Kombination aus Chassis und Gehäuse tatsächlich überträgt. Denn dadurch finden sich auch bei den mächtigen Attacken des opulenten Werks keinerlei Störgeräusche im Klangbild ein. So registrieren wir im Tiefton zwar das Physik-bedingte Fehlen allertiefster Frequenzen, werden aber durch die Geschwindigkeit der musikalischen Übertragung entschädigt.

Sing Baby, sing

Die kommt auch Caroll Vanwelden zugute, deren Album »Sings Shakespeare Sonnets 2« ebenfalls als hochauflösende Datei vorliegt. Da sind zunächst die feinen präzisen Tastenanschläge des Klaviers, dann kommt die sensationell abgebildete Stimme hinzu. Das ist nicht preiswertes HiFi, das ist sensationell günstiges High End. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass die vorgeschaltete Anlage die Töne entsprechend transportiert. Trotz der innerhalb des Stücks zunehmenden Komplexität stößt die zierliche Italienerin nicht an störende Grenzen. Sie behält ihre offene, transparente Gangart bei, was sie in dieser Klasse besser als kein anderer Lautsprecher macht. Auch Streichinstrumente gibt sie mit Originalcharakter wieder, ohne sich auch nur ein Blöße zu erlauben.

Faszinierend ist dann der Quellenwechsel. Denn jetzt darf der Avid Sequel SP – bestückt mit SME-Tonarm 4 und dem Benz-Tonabnehmer ACE L – aufspielen. Alle paar Monate überkommt uns im Hörraum die Lust auf ein kleines Musical-Intermezzo. So rotierte »Chess«, das Werk der beiden Abba-Bs (Björn und Benny), auf dem Teller. Bereits der weit gefächerte Eröffnungschor bei »Merano« macht den Unterschied zur digitalen Quelle deutlich. Jetzt wird es in sich stimmiger, die Dynamik nimmt einen selbstverständlich nicht mehr so mit, was beim Hören aber ganz und gar nicht unangenehm ist. Hier bestätigt sich  auch die bei der Aufstellung vorgenommene Einwinkelung, denn das Klangbild findet in drei Dimensionen statt. Neben der korrekten Bühnenabbildung links/rechts kommt deutlich die zweite Dimension zum Tragen. Exakt lässt sich bestimmen, wie weit die Sänger vom Mikrophon entfernt sind und wo sie stehen. Mit dem Orchester stellt sich die dritte Ebene ein, die das Klangerlebnis mit der kompakten Sonus Faber einfach perfekt macht.

Entführung aus dem Alltag

Wie gemacht scheint sie auch für die »Natural Causes« von Steve Tibbets zu sein. Dieses ECM-Album verdient es, in bester Qualität wiedergegeben zu werden. Bei den ersten Klängen von »Sitavana« wird das bereits deutlich, der von Marc Anderson fein gewebte Perkussionteppich trägt die schwebenden Klänge von Tibbets gefühlvollem Gitarrenspiel. Bei guten Lautsprechern, wie dieser hier ganz sicher einer ist, ziehen vor dem geistigen Auge klare Bilder vorbei. Die Fantasie bekommt tonalen Treibstoff, der ihr eine Leichtigkeit bei der Entstehung ermöglicht, was wiederum zu höchstem musikalischen Genuss führt. Es soll ja Menschen geben, die den Klang ihrer Anlage mit der Einnahme von Rauschmitteln aufputschen, doch das ist mit der Sonus Faber Chameleon »B« definitiv nicht nötig. Die entrückt ohne jegliche Hilfe aus dem tristen Alltag – absolute Spitze.