Interview

mit Siltech-Gründer und -Inhaber Edwin Rynfeld

 

i-fidelity.net:   Welcher Stellenwert kommt der Verkabelung innerhalb der Anlage zu und woran merke ich, dass ich die Verkabelung meiner Anlage optimieren sollte?

Edwyn Rynfeld: 
  Dafür gibt es zwei wichtige Indikatoren, zum einen, wenn Sie Ruhe und Stabilität im Klangbild vermissen und zum anderen, wenn Sie das Gefühl haben, den Pegel erhöhen zu müssen, um bessere Klangqualität zu erzielen. Dafür kommt als Ursache eine unzureichende Verkabelungsqualität infrage. Aktuelle High-End-Komponenten bieten heute oftmals ein sehr niedriges Rauschniveau und hohes Dynamikpotential an. Beispielsweise schaffen viele Streamer und CD-Player 120 Dezibel Dynamik. Steigt das Rauschniveau aufgrund schlechter Kabel an, wird der eigentlich mögliche dynamische Bereich kleiner. Bei von uns durchgeführten Messungen ans Lautsprecher-Terminals konnten wir feststellen, dass der Bereich auf 80 - 100 Dezibel schrumpft. Doch nicht nur das alleine zählt, dieses Rauschen hat auch eine rhythmische Komponente. Das sind die Vielfachen der 50 Hertz Frequenz, die bis zum neunfachen, als 450 Hertz reichen. Pegel und Rhythmus dieser harmonischen Vielfachen ruinieren musikalische Emotionen in diesem Frequenzbereich. Bei vielen Verbindungen hört es sich deshalb so an, als ob sie dezent aus dem Takt geraten sind. Technisch ist die Formulierung »dezent« korrekt und dennoch empfinden wir das beim Hören als sehr störend. Spielt man die Musik über eine Siltech-Verbindung ab, dann stimmt das Timing, die Emotionalität ist klar wahrnehmbar und schließlich kommen ein konturierter Tiefton sowie Natürlichkeit hinzu.
Am besten startet man mit einem Siltech-Kabel an der Quelle, also von CD-Spieler, Streamer oder Phono-Vorverstärker zum Verstärker. Was am Anfang potentiell verloren geht, kann keine der nachfolgenden Komponenten wieder herstellen. Parallel dazu lohnt sich der Austausch von Netzkabeln. Auch hier gibt es immer wieder extrem verblüffte Nutzer, die einen Unterschied zwar vorher für möglich gehalten haben, aber dann doch vom tatsächlichen Zugewinn beeindruckt sind.


i-fidelity.net:   Was macht ein gutes High-End-Kabel aus? Von Kabelmacher zu Kabelmacher, von Anbieter zu Anbieter werden oft unterschiedliche Parameter betont: Der eine schwört auf Material und Metallurgie, der andere auf elektrische Werte (Induktivität, Kapazität, Widerstand). Ob man schirmen soll oder nicht, ist mitunter umstritten. Es gibt unterschiedliche Ansätze bei der Isolierung, bei der Erdung, auch die Leitergeometrie spielt eine Rolle. Was ist für Siltech besonders wichtig?

Edwyn Rynfeld:   So schwierig ist das gar nicht. Stellen Sie sich das einfach wie beim Kochen vor: jede Zutat ist wichtig und sie muss von höchster Qualität sein. Jeder technische Parameter hat Einfluss auf die Übertragungsqualität und bedenken Sie bitte, durch wie viele Kabel die Musik laufen muss, bevor Sie diese hören. Siltech legt Wert auf niedrige Impedanzen, da diese die Auswirkungen von Leckströmen verringern und so den Dynamikbereich vergrößern. Der Dynamikumfang beschreibt nur den Unterschied zwischen lautestem und dem leisestem Signal. Zudem ist eine geringe Kapazität von Bedeutung und sehr wichtig ist auch die niedrige Dielektrizitätskonstante. Dann kommt die Abschirmung hinzu, für die grundsätzlich gilt: je höher die Qualität der Dämmstoffe, desto besser. Materialien wie PVC sind dabei wirklich ungeeignet und wirken sich sehr negativ auf den Klang aus. Hochwertige Materialien stammen beispielsweise von Dry Air, Dupont Teflon, Dupont Kapton und PEEK. Siltech verwendet eine Mischung dieser Materialien, um die Klangqualität zu maximieren. Nächster Punkt ist die geringe Induktivität, weil diese Einfluss auf die Impulsantwort hat. Vor allem bei Lautsprecherkabeln ist das von Bedeutung, da sie dann sehr viel mehr Details im Klangbild offenbaren. Viel Forschung betreiben wir auch bei der Metallurgie. Verzerrungen, die durch den Leiter entstehen, können nicht kompensiert werden. Siltechs Ziel ist es folglich, den linearsten Leiter ohne Verzerrungen zu fertigen. Um dies zu erreichen, muss das Metall frei von Verunreinigungen anderer Materialien sein. Auch Mikrorisse (Standard bei Drähten) müssen durch eine spezielle Behandlung des Metalls während der Erstarrung beseitigt werden. Siltech ist übrigens seit 1986 auf Metallurgie spezialisiert und wir beliefern viele Unternehmen mit Speziallegierungen und hochreinen Silber- und Golddrähten.
 

i-fidelity.net:    Siltech ist auch für den hohen Aufwand in Messtechnik und Forschung bekannt. Wie beurteilen Sie das Verhältnis zwischen Theorie und Praxis, zwischen Messen und Hören? Können Sie Werte messen, die anderen entgehen? Hört man etwas bei Kabeln, das sich nicht messen lässt? Gibt es umgekehrt Messergebnisse, die sich nicht hörbar auswirken?

Edwyn Rynfeld:    Seit 2006 haben drei Forschungsbereiche:
1. Metallurgie
2. Magnetische und EMV-Forschung
3. Computersimulation unter Verwendung der fortschrittlichen COMSOL Multiphysics, die alle in der Wissenschaft bekannten Technologien kombiniert.
 
In puncto Metallurgie haben wir im Laufe der Jahre etliche Fortschritte erzielt. Wir haben jetzt die neunte Generation von Silber-Gold-Legierungen und die zehnte Generation von monokristallinem Silber. Dabei möchte ich einen kleinen, aber klanglich wertvollen Nebeneffekt erwähnen, der nur bei reinem Silber und reinem 24k Gold und reiner Silber-Gold-Legierung auftritt. Deren Eigenschaften verbessern sich bei Raumtemperatur kontinuierlich. So konstruierte Kabel werden im Laufe der Zeit immer besser. Das erklärt auch die Tatsache, dass ein 35 Jahre altes Siltech-Kabel noch immer für sehr viel Geld angeboten wird.
Viele Probleme, die innerhalb eine Anlage auftreten können, haben wir mit Forschungen im Bereich Magnetismus zumindest entdeckt. Wir arbeiten die Liste der Störungen kontinuierlich ab, was bei jedem Lösungsschritt eine klangliche Verbesserung des Hörerlebnis bedeutet. Ein großer Vorteil von Forschung und Produktion unter einem Dach besteht darin, dass unsere Ingenieure während der Entwicklung Klangvergleiche durchführen können. Das beschleunigt die Entwicklung. Wir arbeiten wirklich hart daran, eine gute Synchronisation zwischen Multi-Physik-Berechnungen und resultierenden praktischen Messungen zu erzielen. Wir nennen das unsere Forschungs-Feedback-Schleife: simulieren, bauen, testen, zuhören, korrigieren.