Das Signalkabel der Alpha-Serie ist als koaxiale RCA-Variante und als symmetrisches XLR-Kabel mit Twisted-Pair-Aufbau erhältlich; beide Steckertypen sind übrigens Eigenentwicklungen. Sie werden aus sauerstofffreiem Kupfer (OFE 101, auch als C10100 bezeichnet) mit zertifiziertem Reinheitsgrad hergestellt und mit den Leitern durch Ultraschall-Schweißen verbunden. Dieses für alle Serien angewandte Verfahren verbindet Materialien auf molekularer Ebene und soll den Kontaktübergangswiderstand minimieren. Während der Kontaktstift des RCA-Steckers immer vergoldet wird, haben Kunden beim Lautsprecherkabel Alpha SP die Wahl, ob das Kernmaterial des Steckers beschichtet werden soll oder nicht. Der konzentrisch angeordnete Leiter des Alpha RCA hat einen Querschnitt von 1,31 Quadratmillimetern; er ist – wie bei sämtlichen Shunyata-Kabeln – als Hohlleiter ausgeführt, um Wirbelströme und den Skin-Effekt zu minimieren. Als Leitermaterial verwendet Shunyata generell hochreines, monokristallines Kupfer (PCOCC), das mit Hilfe eines speziellen Verfahrens gewonnen wird, bei dem beheizte Gussformen zum Einsatz kommen. Dieser als »Ohno Continuous Cast (OCC)« bekannte Fertigungsprozess wurde 1986 von Dr. Atsumi Ohno entwickelt; die ebenfalls nach ihm benannten Leiter sollen aufgrund ihrer homogenen Struktur einen besonders verlustarmen Signaltransport ermöglichen. Als Dielektrikum dient Fluorethylenpropylen (FEP); der Innenaufbau ist von einem mit Silber beschichteten Schirmungsgeflecht umgeben.

Temperatur von Minus 160 Grad!

Die zwei Leiter des mit Gabelschuhen und Bananensteckern erhältlichen Lautsprecherkabels Alpha SP sind ebenfalls als Hohlleiter ausgeführt und werden aus »Ohno-Leitern« hergestellt, sie weisen jeweils einen Querschnitt von 8,37 Quadratmillimetern auf. Als Dielektrikum wird hier ein thermoplastisches Elastomer verwendet. Last, not least debütiert in den beiden Signalkabeln und im Lautsprecherkabel der Alpha-Serie die zweite Generation einer Schlüsseltechnologie, die bislang der Referenzserie Sigma vorbehalten blieb. Dieser »Zi-Tron« genannte Aufbau beinhaltet eine zusätzliche, leitfähige Abschirmung, die das Dielektrikum umläuft, sowie eine elektrische Feldkompensationsschaltung, die ein Auslöschsignal über die Abschirmung führt. Auf diese Weise werden Ladungsdifferenzen zwischen Leiter und Schirmung neutralisiert, was wiederum die dielektrische Absorption verhindern und so die Signalintegrität, auch bei längeren Kabelstrecken, gewährleisten soll.

Die Leiter und Steckverbindungen aller Kabel werden vor ihrer weiteren Verwendung in einer hauseigenen, computergesteuerten Kältekammer mit flüssigem Stickstoff schrittweise auf eine Temperatur von Minus 160 Grad Celsius abgekühlt; Caelin Gabriel konnte seinerzeit einen klanglichen Zugewinn durch dieses Verfahren feststellen, sich den Grund dafür jedoch ebenso wenig erklären wie die positive Auswirkung des Einbrennens oder das Phänomen der Signalrichtung von Kabeln.

Nach jahrelanger Forschung gelangte er zu der Auffassung, dass diesen Effekten eine gemeinsame Ursache zugrunde liegt, auf die kryogenische Behandlungen und Einbrennvorgänge nur teilweise Einfluss haben. Daher entwickelte er schließlich eine eigene, als »Kinetic Phase Inversion Process« bezeichnete Methode der abschließenden »Konditionierung« samt der hierfür benötigten Apparatur. Jedes Kabel ab der Delta-Serie durchläuft vor seiner Auslieferung diesen laut Hersteller klangsteigernden Prozess, der zudem bewirken soll, dass sich das volle Potential der Kabel sofort entfaltet. Nachdem die als Neuware angelieferten Kabel zwei Tage in meinem System installiert waren, hatte ich zwar den Eindruck, dass sie nun noch eine Spur geschmeidiger klingen, aber das war’s auch – binnen etlicher Wochen hat sich keinerlei weitere Veränderung gezeigt, eine längere Einspielphase benötigen die Shunyata-Kabel also tatsächlich nicht.