Eines ist sicher: Solange Menschen über HiFi sprechen, werden Kabel ein Thema sein. Schließlich bleiben zumindest Netzleitungen auch in Zeiten drahtlosen Streamings unverzichtbar, und sofern hohe Qualitätsansprüche erfüllt werden sollen, gilt dasselbe für Signalkabel. Über den Sinn detailoptimierter Exemplare dürfte indes weiterhin kontrovers diskutiert werden – immerhin hat die Vorstellung, die Konstruktion von Kabeln wäre eine simple Angelegenheit, eine lange Tradition: Bis Anfang der 90er-Jahre war das Geschehen zwischen den Komponenten nicht allzu weitreichend erforscht. Wie viel Potential verschenkt wird, wenn man der Verkabelung keine eingehende Aufmerksamkeit widmet, wurde erst allmählich dank einiger unermüdlicher Spezialisten klar. Zu jenen einstigen Wegbereitern, die aufzeigten, welch komplexer Vorgang die Signalübertragung tatsächlich ist, gehörte auch Caelin Gabriel, der Shunyata Research 1997 gründete. Am Firmensitz in Poulsbo im US-Bundesstaat Washington arbeiten inzwischen 18 Angestellte; dort befinden sich ein firmeneigenes Messlabor und eine geräumige Produktionsstätte, an der sämtliche Produkte, teils in Handarbeit, gefertigt werden.

Zuvor hatte der diplomierte Physiker bei der amerikanischen National Security Agency gearbeitet und sich in deren Auftrag mit der Entwicklung von Technologien befasst, die kleinste Signale aus Störgeräuschen herausfiltern sollen. Angesichts solch idealer fachlicher Voraussetzungen wundert es gar nicht, dass er bei seinen Bemühungen im Dienste der musikalischen Informationsübermittlung von Beginn an intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit betrieben und dabei auf akribische Methodik Wert gelegt hat. Dabei beschäftigte ihn anfangs die Frage, wie signifikante Klangunterschiede zwischen Kabeln zu erklären sind; außerdem hatte er schon damals die Bedeutung der Stromversorgung für das klangliche Ergebnis im Blick und entwarf parallel zu seinen ersten Signalkabeln auch Netzleitungen und Stromverteiler, die heute, verteilt auf drei Produktlinien, in Form der klassischen Netzleiste und in Komponentenbauweise angeboten werden. Ihnen allen gemeinsam ist der prinzipielle Verzicht auf aktive Bauelemente; von einer Neugenerierung der Sinuswelle hält Caelin Gabriel ebenfalls nichts. Seinerzeit hatte er ein eigenes Verfahren zur Messung des momentanen Stromflusses durch niederohmige Leiter entwickelt und sah sich aufgrund seiner Resultate in der Annahme bestätigt, dass konventionelle Filter und Stromaufbereitungen den Klang »ausbremsen«.

Das Kabelangebot umfasst vier Serien, die neben NF-Leitungen, Lautsprecher- und Netzkabeln auch Phonokabel und diverse Arten von Digitalkabeln beinhalten. Insbesondere die Alpha-Serie ist für digitale Belange breit aufgestellt: Sie enthält außer einem USB-, einem S/PDIF- und einem AES/EBU-Kabel auch ein Ethernetkabel und zwei speziell für die Übermittlung von Word-Clock-Signalen konzipierte Leitungen. Darüber hinaus findet sich begrüßenswerterweise auch ein Erdungskabel im Angebot, das mit Gabelschuhen, Bananensteckern sowie mit RCA- und XLR-Steckern ausgestattet werden kann. Innerhalb der Produkthierarchie nimmt die Alpha-Serie die Position direkt unterhalb der Referenzlinie Sigma ein und wartet daher bereits mit fast allen technischen Finessen auf, die in Summe dazu dienen, das Signal möglichst intakt zu halten. Diesem unspektakulär formulierten Ziel stehen freilich einige Hindernisse im Weg, die Caelin Gabriel kontinuierlich weiter erforscht, bevor er sich an neue Produktentwicklungen macht.