Im Zentrum der Schallwand, in gut 90 Zentimetern Höhe, sitzt Scansonics bekannter und bewährter Bändchenhochtöner, der ebenfalls aus eigener Fertigung stammt. Dieser silbrig schimmernde Tweeter kümmert sich um die Übertragung der Frequenzen ab 2.600 Hertz. Die Aluminium-Folie des Bändchens wiegt nur 0,03 Gramm. Sie soll für einen luftigen und präzisen Hochton sorgen. Umrahmt wird der Tweeter von zwei Mitteltönern, die baugleich mit den Bass-Chassis sind. Sie kümmern sich bis hinab zu 250 Hertz um die Schallwandlung. Ihre Übertragungsbereiche bekommen sie von einer phasenoptimierten Frequenzweiche zugeteilt, die mit selektierten Bauteilen bestückt ist. Im Werk wird jeder Lautsprecher nach seiner Fertigstellung penibel sowohl technisch als auch optisch geprüft, bevor er sorgfältig verpackt die Reise zu seinem künftigen Besitzer antritt.

Willkommen im Hörraum

Scansonic gehört zu den Herstellern, die dem Thema Aufstellung die gebührende Aufmerksamkeit widmen. Schließlich entscheidet man mit der Platzierung, ob die Wiedergabe eher durchschnittlich oder wirklich überzeugend wird. Im Falle der MB6 B geht es dabei vor allem um den Abstand zur Rückwand. Steht sie im Hörraum 70 Zentimeter vor der Wand, ist der Bass schlank, präzise und schnell. Verringert man den Abstand auf 40 Zentimeter, kommt das hörenswerte Fundament hinzu. Was diese Lautsprecher dann an Energie in den unteren Oktaven erzeugen können, traut man ihnen angesichts ihrer dezenten Optik gar nicht zu. Neben dem Raum ist natürlich auch die vorgeschaltete Elektronik für das Klangresultat verantwortlich. Wichtiger als die eigentliche Auswahl ist auch hier die handwerklich saubere Installation. Diese umfasst eine vernünftige Stromversorgung, die stabile Aufstellung der Komponenten und die passende NF- und Lautsprecherverkabelung. Ohne kompetenten Fachhändler ist das übrigens kaum zu stemmen.

Nachdem wir uns von der Grobaufstellung bis zur endgültigen Parkposition der Scansonic in kleinen Schritten vorgearbeitet hatten, konnten wir mit den Hörtests beginnen. Dabei beschäftigten wir uns zunächst mit »Going Home«, einem Album, das der Gitarrist Arne Jansen und der Cellist Stephan Braun der Musik von Mark Knopfler und den Dire Straits gewidmet haben. Solche Unternehmungen entpuppen sich häufig als Schnapsidee. Doch zu unserem großen Erstaunen gelingen dem Duo hier wundervolle, fragile Interpretationen von Titeln, die die meisten von uns in- und auswendig kennen. So lässt sich »Romeo And Juliet« auch noch nach Jahrzehnten eine neue, sensible Note abgewinnen. Die Scansonic spannt den beiden Musikern einen dreidimensionalen Raum auf, der Hall verschwindet dabei weiter in die Tiefe als mit anderen Lautsprechern. Das Auflösungsvermögen des Hochtöners ist überragend, wie die Abbildung selbst kleinster Nuancen eindrucksvoll zeigt.

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