Die elegante Dänin ist ein Zweieinhalbwege-Lautsprecher. Für den Tiefmitteltonbereich sitzen zwei 5,25-Zoll-Karbontreiber in Körben aus Gussaluminium. Sie sind auf Massearmut getrimmt und sollen bis 36 Hertz hinabreichen (ob sie das tatsächlich tun, hängt natürlich stark vom Raum ab). Der untere zieht sich bei 500 Hertz zurück, der obere reicht als genuiner Tiefmitteltöner von ganz unten bis 2.600 Hertz hinauf. Ab da übernimmt dann der Bändchenhochtöner. Zumal hier soll sich die Herkunft auszahlen, transportiert der Hochtöner doch die Technologie der legendären Raidho-Bändchen in leicht abgespeckter Form in die günstigeren Klassen. Diese Gattung Chassis ist ja per se ein Faszinosum! Weil die stromdurchflossene Folie Spule und Membran in Tateinheit darstellt, muss deutlich weniger Masse bewegt werden, als das etwa bei den gebräuchlichen Kalottenhochtönern der Fall ist. Das sollte magneto- oder elektrostatenhafte Leichtigkeit und Geschwindigkeit im Hochtonbereich befördern. Weniger als ein Gramm wiegt es, das Bändchen der Scansonic, und es besteht aus einem Aluminium/Myramid-Verbund. Vor etwaigem Unbill der Umgebung geschützt, sitzt es in einer geschlossenen Kammer. Leicht versenkt montiert, lenkt eine verrundete Schallführung die Signale des Bändchens aus der ohnehin schmalen Schallwand heraus. Das sollte die besten Voraussetzungen bieten, dass sich das Klanggeschehen vom Gehäuse lösen wird. Dieses wiederum besteht aus karbonverstärkter MDF, ist innen verstrebt und mit Glasfaserwolle beruhigt. Wer auf Frontbespannungen Wert legt, muss sie separat erwerben.

Sorgfalt walten lassen

Zunächst gilt es, die Standausleger aus Aluminium anzuschrauben. Das ist schnell gemacht. Ihre stark verrundeten, also bodenschonenden Kegelfüße lassen sich ebenso gut feinjustieren wie sich die sechzehn Kilogramm pro Box unschwer rangieren lassen. Zur eher unproblematischen Aufstellung trägt auch der Bassreflexport bei. Er befindet sich auf der Unterseite, atmet also zum Boden hin aus. Gleichwohl lohnt es sich auch hier, Sorgfalt walten zu lassen. In meinem Raum ergeben gut 65 Zentimeter Abstand zur Rückwand das für mein Empfinden stimmigste Gleichgewicht zwischen sonorem Volumen und straffer Durchzeichnung. Ich winkle die Lautsprecher nur ganz leicht ein, die Hochtonachsen kreuzen sich hinter meinem Kopf. Scansonic zählt zu den Advokaten des Single-Wiring und bestückt das sehr solide Terminal mit WBTs klassischen Polklemmen, die Kabelschuhe und Bananas aufnehmen. Scansonic rät zu Verstärkern mit mehr als 50 Watt – es darf, für mein Empfinden, auch kräftiger sein.

Wie gesagt, die schönen Däninnen bedürfen der Einspielzeit. Zwar merke ich schon nach zwanzig bis dreißig Stunden, dass sich das Klangbild beruhigt, an Farben gewinnt und sich bald auch stimmig von den Gehäusen ablöst. Aber erst nach fünfzig Stunden beginnen die Lautsprecher ihr ganzes Potential zu signalisieren, und auch danach tut sich noch etwas. Danach werden die Tiefmitteltöner ihren ganzen Charme einzusetzen wissen, der etwa Holzbläser mit süffigen Farben und mit viel »bloom«, wie die Angloamerikaner sagen, erklingen lässt. Und dann kann auch das Bändchen seine ganze Klasse demonstrieren. Es ist bekanntlich nicht leicht, den Ton im Hochton zu treffen: Wo ist die Linie überschritten, ab der die wünschenswerte Präsentation von Details in ihre Suggestion umschlägt, ab der sich Feinauflösung in Hochtonnervosität verwandelt? Die Scansonic weiß zu strahlen und zu glänzen, sie nervt aber nicht durch Überbetonungen, die Detailfülle eher vorspiegeln als tatsächlich erreichen. Meine Hörsessions geraten lang, ich ermüde nicht: Ein untrügliches Zeichen, dass der Lautsprecher sehr viel richtig macht.

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