Manchmal wird man von einer Komponente heiß erwischt. Eine Endstufe, ein Player oder, ja, auch eine neue Verkabelung lässt einen die vertraute Musik sicher nicht ganz anders, aber doch wie neu erfahren und in bisher nicht gehörten Facetten funkeln. Da kann einem die redensartliche Kinnlade herunterklappen. Glücklich, wer das erlebt, und glücklicher noch, wenn das auf Dauer so bleibt! Gewiss, oft tragen Komponenten, die solche Erlebnisse vermitteln, ein beachtliches Preisschild. Nicht, dass man sich drauf verlassen könnte. Die hohe Ablösesumme muss noch kein Garant für angemessene Trefferquoten sein, und Geld wird nicht in allen Fällen die meisten Tore schießen.

Dann gibt es Geräte, die erst einmal weniger spektakulär scheinen. Die Betonung liegt hier auf »erst einmal«. Mitunter geschieht es nämlich, dass man sich nach einigen langen Musikstunden, oft länger als geplant, die Ohren reibt und inne wird: Da habe ich doch die ganze Zeit etwas Besonderes gehört, etwas, das ich so nicht erwartet hatte. Die Erwartung, seien wir ehrlich, orientiert sich auch dann am Preis, wenn er niedriger ausfällt. Umso verblüffender, wenn sie am Ende übertroffen wird.
So ist es mir mit einem Lautsprecher ergangen, dem ich mit Sympathie, aber eher gelassen entgegengeblickt hatte. Ja, warum nicht mal eine Scansonic? Gehört ja schließlich mit Raidho zum selben dänischen Konzern (Dantax), und die Edelmarke war mir von einer Vorführung auf der Münchner High End bestens in Erinnerung. Ob sich der Technologietransfer von der Edelmarke ins günstigere Segment denn auch bemerkbar machen würde? Es sind ja dieselben Leute, die die Lautsprecher am Firmensitz in Pandrup entwickeln, unter viel Handarbeit zusammensetzen und abstimmen.

Und dann sieht die Scansonic MB2.5 B wirklich schön aus. Ihr schlankes Gehäuse verjüngt sich zum Rücken hin zu einer eleganten Parabel. Konsequent verrundet, lässt es stehende Wellen und unwillkommene Resonanzen gar nicht erst aufkommen. Die ersten akustischen Eindrücke dagegen fallen eher verhalten aus. Doch darf mich das nicht wundern: Die Lautsprecher kommen schließlich uneingespielt aus dem Karton, und was da anfangs ertönt, das bleibt in den Grenzen der Gehäuse kleben, lässt unten und in den Mitten an Farben vermissen und klingt obenrum alles andere als befreit oder gar strahlend. Aber gut, das geht einem mit brandneuen Komponenten immer so und mit Schallwandlern erst recht. Da muss sich nicht zuletzt in der Mechanik etliches lockern und lösen. Die Zeit, während der sie sich einspielen darf, kann ich gut nutzen, um mich in das Konzept der MB2.5 B einzufinden.

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