Höre ich noch zeitgemäß? Und was ist das überhaupt, zeitgemäßes Hören? Ist ein Trend, weil er Trend ist, darum schon zeitgemäß? Trendy scheinen die integrierten Hifi-Geräte, von denen immer mehr auf den Markt drängen. Diese haben unzweifelhaft Vorteile. Wenn Streamer, Player, Pre und Amp sich ein Gehäuse teilen, oder wenn Aktivlautsprecher nur noch eines digitalen Zuspielers bedürfen, dann entfällt der durchaus fehlerträchtige Aufwand, Komponenten aufeinander abzustimmen oder die passende Verkabelung zu finden. Mittlerweile bedienen ja nicht wenige seriöse Hersteller diesen Markt, und an ihrer Kompetenz ist nicht zu zweifeln. Mit Integrierten benötigt man nicht so viel Platz, und auch der Geldbeutel leidet weniger. All-in-one scheint also in; Integration, das gilt als zeitgemäß.
Dagegen ist nichts zu sagen, zumal nicht im Hinblick auf Einsteiger. Und doch mag ich das Prädikat „zeitgemäß“ nicht und akzeptiere es ungern als Argument. Vinyl z.B. galt ja mal als antiquiert, und wie steht es jetzt um die Schallplatte? Eben! Die Leidenschaft fürs gute Hören heftet sich oft und aus guten Gründen ans Bewährte. So auch an die Auftrennung von Vorstufe und Leistungsverstärkung. Separate Komponenten haben sich nicht nur technisch bewährt, sie verströmen zudem immer noch, nein: mehr denn je die Aura des richtigen, des klassischen Hifi. Zu förmlichen Sehnsuchtsobjekten haben nicht wenige Hörer eine weitere Auftrennung erklärt, nämlich separate Endstufen, genannt Monoblöcke.
Auch da waltet ja nicht nur Verklärung, es gibt vielmehr handfeste technische Vorteile. In jeder Endstufe fließen starke Ströme, zwei Gehäuse verhindern also Einstreuungen und verbessern die Kanaltrennung. Das erhöht die Kosten, klar. Aber jetzt kommt eine Kombi auf den Markt, deren Preisschild nicht gerade exorbitant ausfällt: Die Artera-Serie von Quad. Wo sonst erhält man Monoblöcke für insgesamt 3.000 Euro?
Das britische Urgestein der anspruchsvollen Musikwiedergabe muss man nicht lange vorstellen. Vor einem Dreivierteljahrhundert hatte Quad den ersten Vollbereichs-Elektrostaten präsentiert, eine Legende bis heute. Und schon davor verschaffte die Leistungselektronik dem Unternehmen den bis heute klangvollen Namen. Es war der Chefentwickler, es war Peter Walker, der mit dem berühmten Bonmot vom perfekten Verstärker als einem Stück Draht mit Verstärkung ein definitives Statement in Sachen Amp-Technologie setzte. Der Anspruch, den Signalweg so rein wie möglich zu gestalten, war damals zeitgemäß, und er ist es bis heute. Peter Walker war es auch, der der Audio Engineering Society auf ihrer 50. Jahrestagung 1975 ein Paper präsentierte, in dem er eine neue Schaltungstopologie vorstellte. Die bald patentierte Currentdumping-Technologie, zu deutsch svw. »Stromausschüttung«, liegt auch den hier vorgestellten Geräten zugrunde. Die Idee dahinter lautet, die Vorteile einer Class-A-Verstärkung, nämlich ihre Verzerrungsfreiheit, zu bewahren und gleichzeitig ihre Limits zu kompensieren. In den Artera-Monos liefert ein Class-AB-Verstärker mit nur geringer Leistung gleichsam nur die Signaldetails, während zusätzliche Transistoren in der Currentdumping-Sektion ihre Leistung verströmen, ohne dass sich Probleme wie die Ruhestrom-Einstellungen oder die leidigen Übernahmeverzerrungen im Class-B-Betrieb auswirken.