Bereit zum Start?

Das mächtige Clearaudio-Laufwerk Anniversary dreht den massiven Teller mit 33 1/3 Umdrehungen pro Minute, der Tonabnehmer Stradivari aus gleichem Hause ist gründlich gereinigt. Der Audionet-Vollverstärker SAM G2 ist warm und die KEF Reference 205/2 hungrig. Bei den Verbindungen setzen wir auf die für ihre Neutralität bekannten Produkte aus dem Hause HMS, unter anderem die Lautsprecherleitung Concertato und die Cinchkabel aus der Gran-Finale-Baureihe.

Dass Schauspieler hin und wieder Ausflüge in den Bereich der Musik machen, führt meistens zu einem gut gemeinten Versuch. Im Falle der aus dem Iran stammenden Jasmin Tabatabai, die bereits im Musikfilm »Bandits« eine gute Performance bot, hört es sich anders an. Ihr aktuelles Album »Eine Frau«, auf dem sie vom David Klein Orchester begleitet wird, ist eine musikalische Praline. Im Hörraum macht sich intime Clubatmosphäre breit, wenn Madame »Kann denn Liebe Sünde sein« ins Mikrofon haucht.

Bestechend ist dabei die lockere Gangart des Burmester 100, die durchaus an die Performance röhrenbestückter Phono-Vorverstärker erinnert, aber ohne den gleichzeitigen Einkauf von deren Nachteilen. Denn gibt es Impulse, dann ist der Berliner Analogmeister voll und ganz dabei. Nichts erinnert an die Bewegungsfaulheit manch anderer Kandidaten,  und dennoch fließt die Musik einfach aus den Lautsprechern. Wann haben Sie zum letzten Mal dieselbe Plattenseite zweimal hintereinander gespielt?

Zu Gast Herr van Veen

Von dieser faszinierenden Klangeigenschaft profitieren die LPs in unterschiedlichem Maße. Aber »Bis Hierher Und Weiter« von Herman Van Veen möchte ich nicht mehr anders erleben. Es ist nicht nur so, dass sich die Noten zu einer Perlenkette aufreihen, nein, die Titel in Summe werden zu einem übergeordneten Erlebnis. Dabei gibt es von der Wiedergabe gar nichts Spektakuläres zu berichten. Die Musiker sind fest platziert, Van Veens Stimme so, wie sie bei einem Konzert sein sollte, und dem gegenüber sitzt ein Redakteur, der still und leise denkt, dass die CD sicher nicht der Klangqualität letzter Schluss war. Denn obwohl der Vorgang des Plattenauflegens, -reinigens und Nach-der-Hälfte-Umdrehen-Müssens viel mehr Aufwand als das Einlegen einer CD bedeutet, ist die Belohnung einfach größer.

Legt man zur Einschätzung der dynamischen Potenz dann Trentemøllers »The Last Resort« auf, dämmert auch den Letzten, dass es einen guten Grund dafür gibt, dass in Diskotheken bis heute auch noch Plattenspieler im Einsatz sind. Diese Klangqualität besonders in den unteren und untersten Oktaven ist anscheinend nur auf Vinyl gespeichert. Ebenso wie die rhythmischen Strukturen zwischen den elektronischen Impulsen. Das zu genießen, hat kein Suchtpotential, denn wer es hört, steckt schon mitten drin. Als weiterer Indikator für Qualität sei hier auch der Faktor Zeit angeführt – warum ist die analoge Ausdauer in der Regel leichter und länger?

Die Antwort gibt uns die Sopranistin Anna Netrebko. Digital kann der Autor die Dame kaum anhören, was nicht unbedingt etwas mit der Klangqualität der Anlage zu tun haben muss. Es nervt einfach ziemlich schnell und der gefühlte Impuls ist, möglichst schnell wieder Ruhe vor dem Geschrei einkehren zu lassen. Kümmert sie sich aber in analoger Form um die Arien und Duette aus Verdis »La Traviata«, passt alles. Die Stimme wird in herausragender Klarheit abgebildet, und selbst wenn sie sich den höchsten Tönen nähert, kommt kein Gedanke an einen unverzüglich beim Zahnarzt zu arrangierenden Termin. Auch hier gilt, dass die per Burmester 100 verstärkte Musik in einer bisher unerhörten Art und Weise fließt.