Innovation ist ein heikles Unterfangen. Mitunter wird sie mehr behauptet als tatsächlich vorgelegt. Sie macht sich gut im Marketing-Sprech; was jedoch realiter hinter den Hochglanzbildern der Prospekte und dem Tech-Talk der Webseiten steckt, ist nicht immer leicht zu ermitteln. Insbesondere im Lautsprecherbau gibt es eigentlich kaum Spielräume, grundstürzend Neues zu kreieren. Fast immer kann es nur darum gehen, das Potential der Basistypen – dynamische Lautsprecher, Elektro- beziehungsweise Magnetostaten, Hörner, Breitbänder – auszureizen. Treiberformen, Membranmaterialien, Weichenbestückung, Dämpfung, Aufstellung etc. – da gibt es stets einigen Spielraum, und es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, was findige Entwickler zu leisten in der Lage sind.

Dann aber begegnet man einer wirklichen Überraschung. Es war mir nicht entgangen, dass die Lautsprecher von Perlisten schon seit einiger Zeit von sich reden machten. Allerorten wurde ihnen Lob zuteil, und immer klang ehrliche Bewunderung hindurch. 2016 wurde die Firma von den Audio-Enthusiasten Daniel Roemer und Lars Johansen in Verona im US-Bundesstaat Wisconsin gegründet. Beide sind keine Newcomer und können ein imponierendes Kompetenzprofil vorweisen. Dass ihre Produkte 2020 zu den sechs Pionierkomponenten gehörten, der die ersten THX-Dominus-Zertifizierungen zuteil wurden, imponiert nicht minder, erschien mir aber, am Heimkino wenig interessiert, erst einmal nicht so wichtig.

Perlisten, das stehe für »perceptual listening«, verriet mir die Homepage, und mehr noch: Dahinter verberge sich ein gänzlich neues Audio-Konzept: wahrnehmendes Hören. Moment!, dachte ich. Das klingt erst einmal wie ein Pleonasmus, wie ein süßes Zuckerl: Hören ist doch eine Form des Wahrnehmens! Jedoch wissen wir alle, dass Hören inzwischen in den seltensten Fällen Zuhören besagt. Wer heute hört, lässt sich meist nur berieseln. Alltäglich hört man mehr weg als zu. Dem zerstreuten Hören aber wollte High End seit je und entschieden ein seiner selbst bewusstes Zuhören entgegensetzen. Wenn ich wirklich zuhöre, wenn ich also ästhetisch erlebe, dann nehme ich auf einmal mit der Musik auch mein Wahrnehmen wahr. Das »Hören des Hörens« hat das der empfindsame Schriftsteller Jean Paul um 1800 einmal genannt. »Wahrnehmendes Hören« wäre dann ein Hören als seiner selbst innewerdendes Erlebnis.

Das aber ist kaum ein neues Konzept, auf jeden Fall noch kein technologisches. Den mit ihm verbundenen Anspruch dürfte jedes High-End-Produkt auf technologisch je eigene Weise verfolgen. Aber sehr dezidiert eben auch die Lautsprecherschmiede Perlisten. Nur das wahrnehmende Hören, so lautet ihr kompromisslos verfolgter Anspruch, ist das wahre Hören. Das wahre Hören aber heißt das Wahre hören: die Musik selbst, so unverfälscht und so frei von technischer Vermittlung wie nur irgend möglich. Es sei jedoch vorweggenommen, dass die Macher von Perlisten mit einem verblüffend innovativen technologischen Konzept aufzuwarten wissen.