Das Cécile Verny Quartet aus Freiburg im Breisgau taucht den Hörer mit dem 2006 veröffentlichten Album »The Bitter And The Sweet« in ein Wechselbad der Gefühle, das der Nu-Vista 800 mit schonungsloser Intensität inszeniert: Eben noch wegen seiner ungebremsten Spielfreude von der Beschwingtheit des Titelsongs infiziert, nimmt mich jetzt die melancholisch angehauchte Grundstimmung von «Soft Snow» gänzlich ein. Der Nu-Vista 800 lässt Cécile Vernys ausdrucksstarke Gesangstimme vollkommen natürlich klingen und widmet sich der atmosphärischen Dichte dieses Titels mit einer Einfühlsamkeit, die nicht mehr steigerbar wirkt. Auch das zart gespielte Piano wird hier zu einem Erlebnis für sich: Der Nu-Vista offenbart die ganze liebliche Wärme, die das Instrument in dieser Aufnahme hat, und jede einzelne Note erklingt abrupt aus dem Nichts heraus.

»The Way Some People Live« aus dem Album »City Of Broken Dreams« vom Giovanni Guidi Trio wäre für mich einer der fünf Titel für die einsame Insel, besonders seine Melodie übt auf mich immer wieder eine geradezu magische Anziehungskraft aus. Zudem ist diese hervorragende Einspielung von ECM insbesondere ein verlässlicher Indikator für das Auflösungsvermögen eines Testkandidaten. Inzwischen war zwar längst klar geworden, dass der 800er davon reichlich mitbringt, aber wie sich nun das Spiel am Schlagzeug darstellt, hatte ich nicht geahnt. Wenn João Lobo die Reihe von Becken im Vordergrund der großen Bühne antupft, ist selbst der hölzerne Klang des Schlagstabes deutlich zu vernehmen; sodann treten die Konturen der ausschwingenden Teller ungemein plastisch hervor, während aus der Tiefe des Raumes mit dem Besen ganz sachte gestrichene Becken leise ihren metallischen Glanz versprühen. Zudem lädt der Nu-Vista 800 jedes feinste Detail dieses subtilen Klanggeschehens atmosphärisch auf und gibt sich völlig dem musikalischen Fluss hin – unwiderstehlich.

In voller Farbenpracht

Die Joseph-Haydn-Stiftung hat im Herbst 2014 mit Haydn 2032 ein bemerkenswertes Langzeit-Projekt ins Leben gerufen: Anlässlich des 300. Geburtstages des Komponisten im Jahr 2032 spielt Giovanni Antonini mit dem Kammerorchester Basel und dem Il Giardino Armonico sukzessive dessen 107 Sinfonien live ein. Die auf der sechsten Veröffentlichung enthaltene Symphonie Nr. 26 in d-Moll (Hob. I:26), »Lamentatione«, zählt zu den frühen Sturm und Drang-Symphonien und ist neben der aus zwei Violinen, Viola, Cello und Kontrabass zusammengesetzten Streichergruppe mit Flöte, Horn, Oboe und Fagott besetzt. Der Nu-Vista 800 positioniert alle neun Instrumente perfekt sortiert auf einer großzügig dimensionierten Bühne und kann auch die Violinen tonal unverkennbar von der Viola abgrenzen. Zugleich spielt er bis in die höchsten Tonlagen hinauf absolut offen und wunderbar luftig, die Violinen strahlen in voller Farbenpracht und schweben durch den ersten Satz wie auf Federn gebettet - eine spektakulär souveräne Vorstellung.