Die mit vier Nuvistoren bestückte Vorstufensektion teilt sich mit den Eingängen eine Platine, um die Signalwege möglichst kurz zu halten. Das Layout der Endstufe basiert auf dem Schaltungskonzept der Monoblöcke M8-700m, das seinerseits auf den inzwischen eingestellten Titan zurückgeht, mit dem sich Musical Fidelity zum ersten Mal ungehemmt auslebte. Im Nu-Vista 800 übernehmen insgesamt zehn bipolare Leistungstransistoren von Sanken die Endverstärkung; sie sind direkt an den Kühlkörpern montiert und werden jeweils von einem großen Elko flankiert. Die Schaltungen werden, dem kanalgetrennten Aufbau entsprechend, von zwei großen Ringkerntrafos gespeist, die jeweils eine Kapazität von 1,5 kVA haben - noch Fragen?

Da wir ein bestens eingespieltes Gerät erhalten haben, kann ich mich sofort daran machen, das Dringliche zu klären: Wie klingt das Statement von Musical Fidelity? Besonders aufgrund der vorangegangenen Erfahrung mit dem M3i hege ich diesbezüglich sehr hohe Erwartungen, denn der ließ als limitierte Neuauflage des Einsteiger-Amps mit seiner außerordentlichen Musikalität aufhorchen - allein die Perspektive, das andere Ende der Produktrange zu erleben, ließ mein Herz deshalb schon ein wenig höher schlagen. Fast so sehr wie die Musik einer charmanten jungen Dame namens Charlotte de Witte, die vor drei Jahren begann, von ihrer Heimat Gent aus die Weltbühne des Techno im Sturm zu erobern. Der unverwechselbare, vergleichsweise melodiöse Stil dieses sehr vielseitigen Nachwuchstalents, auf das ich erst kürzlich aufmerksam geworden bin, fasziniert mich seither; also macht mein Favorit »Closer« aus der gleichnamigen EP den Anfang. Dabei fällt sofort auf, dass der Nu-Vista 800 auch das allerletzte Quäntchen rhythmischer und tonaler Variation, das in dieser Produktion steckt, herausholt, aber etwas irritiert mich gleichzeitig: Die aufnahmeseitig nicht besonders tiefen Beats erscheinen tonal ein klein wenig enthaltsam vorgetragen.

Konzentrierte Energie blitzschnell

»Chain Reaction« von Rodriguez Jr. kann sehr eindrucksvoll aufzeigen, woher dieser Eindruck rührt: Der Nu-Vista 800 präsentiert die oberen Basslagen so schlackenfrei, wie ich es nie zuvor gehört habe. Die wesentlich voluminöser abgemischten, «knüppelnden» Beats dieses Titels schleudern mir tatsächlich ansatzlos entgegen und haben mächtig Substanz. Auch im Tiefbass lässt der Nu-Vista 800 rein gar nichts anbrennen, die abgründigen Basslines durchwalken den Raum, ohne jene sperrige Schwere aufzuweisen, die sie häufig mitschleppen.