Zur 2014 gestarteten Referenzserie aus Wembley gehören außer ihm die in der aktuellen Ausgabe von hifi & records besprochene Phono-Stufe Nu-Vista Vinyl, ein CD-Spieler und der Vollverstärker Nu-Vista 600, für den im Wesentlichen das Konzept des 800ers in kleinerem Maßstab realisiert wurde. Daher unterscheiden sich die beiden Amps in erster Linie hinsichtlich ihrer Ausgangsleistung, die im Falle des 600ers nominell beachtliche 220 Watt an acht Ohm beträgt - bei gleicher Last steuert der Nu-Vista 800 seine zwei Paar Lautsprecherausgänge sogar mit in unserem Labor gemessenen 283 Watt pro Kanal an. Zwischen deren soliden WBT-Polklemmen sind vier mit RCA-Buchsen ausgeführte Hochpegeleingänge und ein symmetrischer XLR-Eingang angeordnet. Außerdem stellt das verkupferte Anschlussfeld einen RCA-Ausgang mit fixem Pegel sowie einen variablen, ebenfalls mit RCA-Terminals versehenen Vorstufenausgang bereit, der auch Bi-Amping ermöglicht.

Unter den schweren Deckeln der Nu-Vista-Geräte offenbart sich nicht nur im Vergleich mit ihren Teamkollegen eine andere Welt: Für die einzigen Hybrid-Designs in seinem Angebot verwendet Antony Michaelson keine klassischen Röhren, sondern sogenannte Nuvistoren. Bei diesen für die Serie namensgebenden Röhren handelt es sich um kleine Trioden, deren Form und Größe an Backofen-Lämpchen erinnert. Während ihre Böden aus Keramik bestehen, werden ihre Gehäuse im Gegensatz zu allen anderen Röhrentypen vollständig aus Metall hergestellt und verbreiten folglich optisch keinen Röhrencharme. Deshalb strahlen Leuchtdioden die Nuvistoren während ihrer kurzen Aufwärmphase in einem warmem Gelbton an und beleuchten sie danach, genau zur Display-Farbe passend, grün. Unterhalb der vorderen Gehäusekante verläuft übrigens ein schmaler Leuchtstreifen, der demselben Farbmuster folgt, aber unter Umständen zunächst nicht auffällt, weil die Display-Tasten tatsächlich fünf Szenarien durchschalten. Die Beleuchtung der Röhren, der Anzeige sowie das »Unterbodenlicht« lassen sich separat und in allen denkbaren Kombinationen aktivieren; darüber hinaus können alle Leuchtsegmente abgeschaltet werden.

Antony Michaelson setzt auf Mini-Trioden

In technischer Hinsicht sollen sich Nuvistoren gegenüber Glaskolben durch geringeres Rauschen, weniger Stromverbrauch und minimale Serientoleranzen auszeichnen. Zudem sind sie kaum anfällig für Mikrophonie, was sie aus klanglicher Sicht besonders attraktiv macht. Dass sich die Ende der Fünfziger Jahre zur Serienreife entwickelten Mini-Trioden dennoch im HiFi-Segment nie durchgesetzt hatten, ist wohl in erster Linie dem kurz darauf folgenden Siegeszug der Transistoren geschuldet. Dessen ungeachtet entwarf Antony Michaelson 1999 die erste Nu-Vista-Serie, deren Komponenten in limitierter Stückzahl hergestellt wurden, da ein Mangel an passenden Röhrensockeln herrschte. Als sich schließlich beim besten Willen keine Halterungen mehr auftreiben ließen, fand die Baureihe nach nur drei Jahren ein jähes Ende. Die Idee verfolgte Michaelson jedoch weiter, bis er 2012 schließlich doch noch fündig wurde und kurzentschlossen den gesamten aufgespürten Bestand aufkaufte. Im Zuge dieses Neuanfangs konnte er dann auch erstmalig Nuvistoren mit SMD-Technologie kombinieren und dadurch mehr Gestaltungsspielraum bei der Entwicklung der durchgehend in Doppel-Mono-Topologie ausgelegten Verstärkerschaltung nutzen.