Ich starte mein konzentriertes Hören mit dem 1971er-Album »Peace And Rhythm« des Schlagzeugers Idris Muhammad als 24 Bit / 192 Kilohertz-Stream via Qobuz. Das zentrale Stück »Peace« beginnt mit dem leisen »Eingrooven« an den Drums, bei dem der DAC durch seine sehr gute Perspektivausleuchtung verdeutlicht, dass die Toms versetzt weit hinten im Mix platziert wurden, während einen die Kick direkt vorne mittig anspringt. Dieses Meisterwerk des »Spiritual Jazz« entwickelt sich schrittweise zu einem für damalige Verhältnisse sehr progressiven »Opus Magnum« mit erst meditativem und dann vitalem Charakter, wo selbstverständlich die Perkussionsinstrumente in vielfältiger Form zu Ton kommen. Über den Musical Fidelity M6x DAC werden die kleinen Beiträge von Glockenspiel, Becken, Schellen oder Guiros klar und prägnant präsentiert. Das Geklapper, Geklöppel, Geklingel und Geschabe lässt sich in jeder Facette einzeln heraussieben. Diese Fähigkeit des D/A-Konverters zur Offenlegung kleinteiliger Beiträge lenkt jedoch nicht vom Wesentlichen ab; ich bleibe stets der Gesamtwirkung verhaftet und lasse mich tief in den Sog der Musik hineinziehen. Diese organische Grundcharakteristik des M6x DAC ermöglicht einen langen, weil ermüdungsfreien Musikgenuss, lässt es aber nicht an Lebendigkeit mangeln. Seine Darbietung hat ein hohes Maß an Verve und Muskelkraft, was sich zeigt, als der Track »in die Vollen« geht.
Man darf davon ausgehen, dass dieses stilprägende Stück von Idris Muhammad einem maßgeblichen zeitgenössischen Jazz-Drummer/Produzenten wie Makaya McCraven geläufig ist. Ich glaube in dessen Wirken einen solchen Einfluss herauszuhören. Auf McCravens Album »In These Times« (FLAC 24 Bit / 44 Kilohertz, Qobuz) wird im direkten Vergleich sofort deutlich, wie stark sich der Charakter der Aufnahmequalität der Gegenwart von jener des Jahres 1971 unterscheidet. Die Impulse haben mehr Druck, das Schlagzeug mehr Punch, die Bässe mehr Wucht und die Instrumente mehr Körper. Sie sind präziser in einem Raum zu orten, der weiterreichender ausgestaltet ist. Diese Differenzen zwischen gestern und heute zeigt der M6x DAC unmissverständlich auf. Obgleich McCraven in seinen Arrangements gerne zur maximalen Dichte neigt, kann der D/A-Wandler von Musical Fidelity einen Einblick in die Einzelaspekte anbieten. Entscheidender aber ist, dass er diese nicht ostentativ zur Schau stellt, sondern den Blick auf das Ganze im Zweifel für relevanter erachtet. Das scheint mir eine der kardinalen Eigenschaften dieses Geräts zu sein. Details: wichtig. Musik: wichtiger. Hier die richtige Balance zu finden, das ist die große Entwickler-Kunst. Dieses sehr reife Klangniveau des M6x DAC ist normalerweise erst weit oberhalb des aufgerufenen Preises von 2.400 Euro zu erwarten.
Die bisherigen Hörvergleiche erfolgten alle in ihrer ursprünglichen Sample-Rate. Doch Musical Fidelity verspricht, die Wiedergabequalität durch ein zusätzliches Feature des M6x DAC weiter zu steigern: Upsampling. Je nach Ausgangslage (44,1 oder 48 Kilohertz) auf maximal 352,8 oder 384 Kilohertz. Bei »Didn't You Know« von José James' neuem Album »On & On« (16 Bit / 44,1 Kilohertz, Qobuz) fällt das Votum eindeutig aus: Mit Upsampling gewann das Klangbild an Frische und Weite. Schaltet man nach einiger Zeit wieder zurück auf die Standardauflösung, wirkt der Klang in sich gekehrter und lebloser. Ein solches »Aufbrezeln« muss nicht bei allen Quellen und Anlagenkonstellationen sinnvoll sein, aber ein leichter Druck auf die entsprechende Taste der Fernbedienung kann die Frage schnell beantworten.
Dieses Feature scheint mir besonders interessant für all diejenigen CD-Besitzer, die der Silberscheibe allen Unkenrufen zum Trotz weiter die Treue halten. Also landet die CD »Live In Concert« von Fink & The Royal Concertgebouw Orchestra in meinem Audiolab-Laufwerk 6000 CDT, das über In-Akustiks Premium-Opto-Kabel mit dem ersten der beiden TosLink-Eingänge des M6x DAC verbunden ist. Und wieder der gleiche Effekt: Mit Upsampling tönt es feingliedriger, luftiger und ausladender. Was den M6x DAC nun auch zu einem heißen Tipp für die Freunde der Compact Disc macht.