Die M6s PRX zeigt sich in Sachen Konnektivität für eine Endstufe außerordentlich flexibel. Doppelt ausgeführte Lautsprecherklemmen ermöglichen komfortables Bi-Wiring. Neben den XLR-Buchsen warten auch zwei Cinch-Paare auf Signale, während ein weiteres Cinch-Out-Duo (»Loop«) die Signale an einen zusätzlichen Verstärker ausleitet. Sehr sinnvoll, wenn eine Bi-Amping-Konfiguration umgesetzt werden soll. Neben dem bereits thematisch angerissenen, konsequent symmetrischen Schaltungslayout mit kürzest möglichen Signalpfaden hat die M6s PRX eine ungewöhnliche Form der Stromversorgung zu bieten: die sogenannte »Choke Regulated Power Supply«. Dieses Konzept war ursprünglich bei Röhrenverstärkern anzutreffen, kommt aber bei Musical Fidelity schon seit den späten 80er-Jahren zur Anwendung. Damit will der Konstrukteur die sich eigentlich widerstrebenden Aspekte »hohe Leistung« und »niedriges Rauschen« vereinen und gleichsam netzfilternd tätig werden. Hierfür verantwortlich sind zwei markante, zweiadrig gewickelte Spulendrosseln, welche die Elkos bei der Glättung der Versorgungsspannung massiv unterstützen. Sie positionieren sich um einen zentralen Ringkerntrafo mit separaten Wicklungen. Sieht man von dieser gemeinsamen Versorgung durch einen Transformator ab, handelt es sich bei der M6s PWR um zwei Mono-Blöcke, die kostensparend ein gemeinsames Gehäuse bewohnen.

Große Dynamik und opulenter Raum

Auf dem Plattenteller meines Transrotor Dark Star liegt Brian Enos drittes Album »Another Green World« in der Half-Speed-Master-Edition der Abbey Road Studios. Als Abtaster fungiert ein Audio Technica AT 150 MX-Magnetsystem. Sofort fällt auf, wie gut die Musical-Fidelity-Elektronik die gesteigerte Schubkraft der mit 45 Umdrehungen laufenden Vinyl-Scheibe zu Gehör bringt. Der Fretless-Bass auf »Over Fire Island« hat einen mächtigen, knorrig tönenden Korpus, reicht tief hinab, bleibt aber trotzdem transparent und antrittsstark in feindynamisch lebhaften Abstufungen.

Bei »St.Elmo's Fire« gefällt besonders der Umgang mit den Frippertronics von Robert Fripp. Dessen wunderbares Gitarrensolo erklingt in schroffer Schönheit, ohne zu sehr ins Spitze abzubiegen. Im nächsten Titel »In Dark Trees« besticht die spatiale Abbildung. Der künstliche Hallraum ist riesig – und genau so gerät die Performance von M6s PRE und M6s PWR. Die Musik spielt auffallend losgelöst und frei, mit breiter und hoher Bühne. Was sich noch verstärkte, als ich die integrierte Phono-Stufe durch einen symmetrisch verbundenen Phono-Preamp der 1.000-Euro-Liga ersetzte, den Elac Alchemy PPA-2. Danach ging buchstäblich eine weitere Tür auf: Tieftonsubstanz, Feinzeichnung und Weiträumigkeit nahmen nochmals zu. Es offenbarte sich, dass die reine Verstärkerelektronik auf noch höherem Niveau zu spielen versteht, als die sehr ordentliche integrierte Phono-Stufe es bisher anbot. Deswegen prüfte ich die Amps noch einmal im Zusammenspiel mit einem externen D/A-Wandler in Gestalt des dänischen DAC 215 von Copland. Im Direct-Modus ruht dessen klangprägende Röhrenvorstufe und liefert stattdessen sehr lineare Signale an das Verstärker-Gespann.