Als Musical-Fidelity-Eigner Heinz Lichtenegger auf der letzten »High End«-Messe stolz die Neuauflage des Verstärkers A1 zusammen mit der hauseigenen Version der BBC-Monitore LS 3/5A präsentierte, reicherte er die Vorstellung mit einem Rückblick auf seine eigene Geschichte an. In seinen jungen Jahren im HiFi-Einzelhandel verkaufte er eben diese Kombination in erklecklichen Stückzahlen. Sie hatte für ihn als Kaufmann nur einen Nachteil: Die Kunden waren komplett resistent gegenüber jedweder Form eines Upgrades. Denn sie waren zufrieden. Weil diese Verbindung von Verstärker und Lautsprecher aufgrund ihrer besonderen individuellen Qualitäten, aber auch einer symbiotischen Harmonie vielfach teurere Anlagen in punkto Musikalität und Hörvergnügen deklassierte. Aus diesem Grund hat Lichtenegger nicht nur den legendären Verstärker wieder aufleben lassen, sondern auch eine Interpretation des ikonischen Lautsprecherkonzepts LS 3/5A in Auftrag gegeben. So war es für i-fidelity.net naheliegend, die beiden Wiedergeburten nicht einzeln, sondern im Verbund zu testen und nach einem Synergieeffekt zu fahnden. Beginnen wir mit der Vorstellung des Verstärkers A1.

Der ruhmreiche Amp reiht sich in die Phalanx legendärer britischer HiFi-Verstärker ein, die Mitte der 80er-Jahre den vorherrschenden japanischen Modellen bewiesen, dass ausgefuchstes Schaltungsdesign bei fokussierter Ausstattung zu klanglicher Überlegenheit führt. Der flache A1 musizierte trotz nominell bescheidener Ausgangsleistung aufregender, stimmiger, ermüdungsfreier als so mancher gewaltige Japaner – trotz dessen formidabler Messwerte. Entwickelt wurde der Musical-Fidelity-Vollverstärker von Antony Michaelson in Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Tim de Paravicini, der sich bereits einen Ruf als ausgewiesener Spezialist für Röhrengeräte erarbeitet hatte. Mit dem A1 versuchte dieser nun, deren Klangcharakteristik in die Transistorwelt zu transferieren. Sein zentraler Schachzug: Er setzte auf Class-A als Schaltungs-Topologie. Im Vergleich zum sonst gebräuchlichen Class-A/B-Prinzip produziert diese Betriebsart weniger Verzerrungen. Und das hört man. Der grundsätzliche Nachteil von Class-A: In diesem Modus fließt durchgehend der maximale Ruhestrom durch die Transistoren. So arbeitet der Verstärker permanent auf Volllast, von welcher die Lautsprecher gewissermaßen Leistung »abziehen«. Weswegen das Gerät umso kühler wird, desto lauter es spielt!

Diese Schaltung verbaute Musical Fidelity beim A1 kongenial in ein ikonisches Gehäuse-Design. Hier trifft eine typisch kantige 80er-Jahre-Ästhetik auf das zeitlose Prinzip »Form Follows Function«. Denn das gesamte Gehäuse dient als Wärmeableiter für die beträchtliche Hitze, welche der Class-A-Verstärker systembedingt erzeugt. Weswegen das Gerät immer frei platziert werden musste. Dennoch: Verlässlichkeit war die Problemzone. Aufgrund der intern herrschenden über 70 Grad hielten die zur Realisierung des angestrebten niedrigen Preispunkts eingesetzten günstigen Bauteile an entscheidenden Stellen wie Pegelregler oder Quellenwahlschalter nicht lange durch. Die Konsequenz: Ein A1 gastierte häufiger im Service als den Eignern lieb war. Diesen Schwachpunkt will man in der Neuauflage behoben haben: Die jetzt verwendeten Bauteile sind an den kritischen Positionen durchweg hochwertiger und hitzeresistenter, das Gerät wird generell etwas weniger heiß. Dennoch sollte man auf das um drei Zentimeter tiefere, seitlich minimal verbreiterte Gehäuse keinesfalls andere Komponenten stapeln oder gar LPs legen. Außerdem ist zu allen Seiten für genügend Luftzug (= Freiraum) zu sorgen.

Weitere Änderungen zum Original: Die Power-Leuchte wurde markengetreu harmonisiert (blau statt rot), ein zusätzlicher Line-Eingang sowie ein Pre-Ausgang ergänzt. Die auf das Notwendigste konzentrierte Fernbedienung (Volume Up/Down plus Mute) erhöht den Komfort. Letztgenannte Fähigkeit verdanken wir dem neuen motorgesteuerten ALPS-RK-Potentiometer. Die Tape-Monitor-Taste ist in ihrer Funktion gewandelt zur Direct-Taste. Hier überbrückt man die interne Vorverstärkersektion, senkt somit den Gain um -10 dB und ermöglicht einen größeren Spielraum des weiter aktiven A1-Pegelreglers – für den Fall, dass Zuspielgeräte via RCA/Cinch zu starke Signale anliefern, weil jene oberhalb des Normwerts von 2 Volt Ausgangsspannung liegen. Was heutzutage bei vielen D/A-Wandlern gang und gäbe ist. Eine Kopfhörerbuchse ist weiter nicht vorhanden. Jegliche Form von Digitalem wäre fehl am Platze und glänzt bewusst durch Abwesenheit.