Im Hörraum warteten als Quellen der Marantz SA-KI Pearl und ein mit »Audirvana 3.5« bestücktes MacBook Air auf den Kanadier, der sein gewandeltes Signal per XLR-Verbindung an den Vollverstärker Pass INT-60 schickte. Als goldrichtige Entscheidung erwies sich der Einsatz der Lautsprecher A3 von Magico, weil sie jedweder klanglichen Änderung in der vorgeschalteten Anlage Rechnung trugen. Im ersten Schritt untersuchte ich den Unterschied zwischen dem eingebauten Marantz-Wandler und seinem vom Meitner gewandelten Digitalsignal, was durch einfaches Hin- und Herschalten am Pass möglich war, da es nur minimalste Pegeldifferenzen gab.

Es war dann nicht einmal Musik notwendig, um ganz schnell klare Unterschiede auszumachen: Steven Wilson kündigt in der Royal Albert Hall den Song »Permanating« an, in dem er sich grundsätzlich zur Thematik Pop-Musik äußert. Beim Anhören dieser kurzen Ansprache raubte es mir fast den Verstand, wie klar der Meitner Bühne und Raum dabei ausleuchtet und vor allem in jeder Dimension linear zeichnet. Ich kann mich nicht erinnern, diese Live-Aufnahme auch nur einmal zuvor so realistisch erlebt zu haben. In der Folge zeigt der MA-1 V2 klanglich Dinge auf, die mich an den Sehtest beim Optiker erinnern. Da gibt es am Schluss auch immer ein oder zwei Zeilen, bei denen sich das Raten nicht einmal lohnt. Was der Marantz folglich unbearbeitet lässt, definiert der Meitner zu klaren Botschaften: Er deckt alles vollständig auf, was zu einer neuen Erlebnisqualität beim Musikhören führt.

Kaum zu glauben

Dass es sogar noch dramatischer werden könnte, hätte ich indes nicht vermutet. Doch nach dem Andocken des USB-Kabels sollte ich mein blaues Wunder erleben. Bei neuen Geräten spiele ich jeden Eingang immer über mehrere Stunden ein. So auch beim Meitner geschehen. Also öffnete ich Audirvana, startete eine Playlist und wollte den MA-1 V2 seinem Schicksal überlassen, denn für den USB-Eingang hatte natürlich nicht Streaming die klangliche Priorität, sondern die High-Res-Files von meiner Festplatte. Aber dieser Tiefton mit echtem Tiefgang, dieser Hochton mit Glanz, aber ohne jeglichen Klirr erstaunten mich doch sehr. Dieses Klangbild ist der Beweis dafür, dass die digitale Signalaufbereitung des Meitners offensichtlich ganze Arbeit leisten. Tidal-Tracks inklusive der »Master«-Alben, die über eine höhere Auflösung als 16 Bit/44,1 Kilohertz verfügen, habe ich mit einem solch harmonischen Zusammenhalt bisher nicht erlebt.

Sich von der klanglichen Gangart dieses Wandlers einnehmen zu lassen, braucht wahrlich nicht viel Zeit, dafür reichen die ersten 90 Sekunden von »The City« von David Crosby. Weder gibt es typische Unschärfen auszumachen noch wirkt das Klangbild verhangen und undynamisch. Im Gegenteil, der Meitner stellt den Titel mit höherer Präzision dar, bietet das entscheidende Quäntchen mehr Licht und klingt bei aller dynamischen Intensität niemals scharf oder unangenehm. Eine Empfehlung zur Wahrnehmung des klanglichen Unterschieds habe ich noch: einfach Susan Wongs Klassiker »Can't Hurry Love« zuerst über den MA-1 V2 hören und dann über einen alternativen DAC. Spätestens in diesem Moment dürfte jedem klar sein, dass dieser Kanadier zur Weltspitze gehört und fortan sein wertgeschätztes Dasein auf dem i-fidelity.net-Referenz-Thron verbringen wird.