Kraft des Klassikers

Nicht nur in Sachen Design und Bedienkomfort ist der MA252 – er bringt gut 13 Kilogramm auf die Waage – ein herausragendes Exemplar seiner Zunft, auch die Verarbeitung ist, wie von McIntosh nicht anders gewohnt, über jeden Zweifel erhaben. Das Gehäuse mit seinen Schrägen, Übergängen, Kühlrippen und Röhren-Käfigen ist sicher nicht einfach zu fertigen, aber McIntosh erweist sich auch hier wieder einmal als Meister seines Fachs.

Aber natürlich geht es bei einem Vollverstärker nicht primär um Design und Bedienkomfort, sondern um den Klang. Und von McIntosh bin ich da einiges gewohnt, was meine Ansprüche an den MA252 nicht gerade kleiner werden lässt. Das technische Fundament, auf dem dieser Verstärker aufgebaut ist, liegt ganz klar in der Transistor-Endstufe. Diese bringt die Leistung und die Kraft, um so gut wie jeden anständigen Lautsprecher am Markt treiben zu können – und sie stellt das klangliche Gerüst zur Verfügung. Dass McIntosh-Endstufen keine sterilen Erbsenzähler sind, hat mich vor einiger Zeit schon der MC152 gelehrt. An ihm hat mich die Emotionalität der musikalischen Darbietung bei gleichzeitigem neutralen und unbestechlichen Duktus einfach mitgerissen. Schafft das der MA252 ebenso?

Bei Hybrid-Verstärkern mit Röhren in der Vorverstärker-Sektion besteht die Versuchung oftmals darin, schlecht gemachten, kalt und technoid klingenden Transistorendstufen mit schmelzendem Röhrensound wenigstens ein bisschen Wärme und Klang einzuhauchen. Dass dieses Unterfangen von Erfolg gekrönt ist, ist mir in der langen Zeit, in der ich mich mit der Musikwiedergabe auseinandersetze, allerdings noch nie untergekommen. Viele Freunde von HiFi und High End unterstellen Röhren ja immer noch eine warme und vor allem süffige Klangwiedergabe und übersehen dabei meistens, dass Röhren eigentlich einen sehr schnellen und geradlinigen Sound abliefern – vor allem in der Vorverstärker-Sektion. Und genau diese Charakteristik zeigt sich auch beim MA252 klar und deutlich.

Aber wie klingt der McIntosh MA252 denn nun? Ist er wirklich die »eierlegende Wollmichsau« für Röhren-Fans? Grundsätzlich gefallen mir ja Komponenten oder auch Kabel, die dazu gedacht sind, Fehler in der Kette auszubügeln, gar nicht, denn alles, was vom neutralen Weg abweicht, wird über kurz oder lang ermüdend wirken. Für mich ist der MA252 ein eigenständiges Produkt, welches sich zweier Methoden der Verstärkung bedient und sich klanglich dem Erbe und dem Klangideal der McIntosh-Verstärker verpflichtet fühlt. Er ist immer als Mitglied dieser Familie zu identifizieren.