Nachdem sich der Player über ein Woche am Netz befand, führten wir die ersten Hörtests durch. »Novio« von Moby wanderte als CD in den Player. Weitflächig präsentierte der Pearl den elektronischen Klangteppich. Das zu Beginn spielende Klavier war flink und leicht und klang überhaupt nicht synthetisch – was aber normalerweise der Fall ist. Auch der vielen elektronischen Aufnahmen innewohnende, eher unterkühlte Charakter trat nicht zu Tage. Es entsteht der faszinierende Eindruck, sich nicht mit dem Klang, sondern mit der Musik zu beschäftigen.
Noch stärker tritt dieser Eindruck mit »Please Don´t Walk Away« von George Benson auf. Sicher eine Aufnahme, die mit Attributen wie »audiophil« oder »highendig« nicht viel zu tun hat, aber es ist und bleibt gute Musik. Wie gut, das lässt uns der Marantz jetzt hören. Als ob er über eine Art Titelerkennung verfügt, swingt und grooved er mit dem Stück, dass es eine wahre Freude ist. Hier gibt es nichts analytisch Sezierendes, räumlich Überraschendes oder gar ob der Klangqualität Niederschmetterndes zu hören. Erstaunlich ist lediglich, wie deutlich der Melodiefluss entspringt. Der Pearl klingt nicht, er macht Musik. Welchem der beiden Digitalfilter man den Vorzug gibt, scheint eher anlagen- und geschmacksbezogen zu sein. Bei unseren Tests war meist Filter 1 aktiv.
Diese Charaktereigenschaft offenbart er noch stärker mit Live-Einspielungen. Jan Garbareks »Dresden« liegt jetzt im Player. »Once I Dreamt A Tree Upside Down« wird vom perfekten Klavierspiel Rainer Brüninghaus' eingeleitet, auch das sonst eher stille Publikum gerät bei seinen Akkorden in Aktion. Ken Ishiwatas Pearl zieht einen mitten ins Geschehen. Natürlich freut man sich beim Hören über die korrekte Raumabbildung, die Klangfarbe des Saxophons und das virtuose Schlagzeugspiel von Manu Katché. So ist man es schließlich von hochwertigen Playern gewohnt. Dennoch wirkt das Geschehen nicht wie eine Abfolge von Noten, die von hervorragenden Musikern gespielt werden, sondern wie eine Art akustischer »Film«.
Um keinem Irrtum aufzusitzen, spielt sich der röhrenbestückte SACD- und CD-Spieler Magnat MCD 850 schon einmal warm. Nachdem wir ihn mit der Garbarek-CD bestückt haben, ist der Unterschied sofort klar und wäre mit dem Wort Klangqualität tatsächlich nur unzureichend beschrieben. Der Magnat bildet die Bühne auch großzügig ab, in den unteren Registern packt er nicht ganz so kraftvoll wie der Marantz zu, und auch beim Raum muss man Einsparungen hinnehmen, aber ihm geht das musikalische Gewebe des Pearls fast vollständig verloren. Der MCD 850 klingt im direkten Vergleich mehr nach HiFi als nach Musik.
Bei SACD wird die Differenz noch gravierender. Als Ewen Carruthers »One Red Shoe« im Player liegt, setzt sich der Magnat ein ganzes Stück vor seine ursprüngliche Performance. Räumlichkeit und Klangfarben gelingen ihm einwandfrei. Dank seiner Röhrenausgangsstufe gibt der MCD 850 auch die Flöte auf »Mr. Anderson« gefühlvoll wieder – denkt man zumindest solange, bis die SACD im Marantz SA-KI-Pearl rotiert. Der fächert das Geschehen breiter und tiefer auf, bietet den vollständigen Nachhall und sorgt durch seine lockere Gangart dafür, dass man den Text plötzlich mühelos hört und versteht.
Eigentlich »nervt« der KI Pearl den Redakteur, weil er einen ständig aus dem Test-Rhythmus bringt. Man ist es gewohnt, mit seinen Prüf-SACDs und CDs den Testparcours abzuhören, aber der Marantz lässt einen nicht. Ständig bleibt man im Fluss der Musik gefangen. Mit dem Marantz geht es »Up, Up And Away« so wie in dem Titel von 5th Dimension. Große Klasse, was auch bei alten Stücken an Geist befreit wird. Zum Erkennen der überragenden Eigenschaften braucht man wahrscheinlich keine vier Minuten. Einfach Eugene Ruffolo auflegen und »Beyond Love« anhören, nach einer Minute denken Sie nicht mehr über Klangqualität nach, nach zwei Minuten haben Sie sich sich an die gefühlvolle Wiedergabe gewöhnt, den Rest des Titels heißt es einfach genießen.