Vielleicht ist es der ungewohnt monumentale Anblick dieses Luxman-Duetts, der mich auf den Gedanken bringt, die Hörtests mit der »Olympic Fanfare« von John Williams zu starten. Anlässlich der Sommerspiele 1984 komponiert, hat diese Hymne bis heute nichts von ihrer Strahlkraft verloren – im wahrsten Sinne des Wortes. Was mit Bläsern in epischer Breite beginnt, denen harmonische Streicherklänge folgen, kulminiert dann in einem dynamischen Feuerwerk. Selten ist das Echo der Schlagwerke so gut zu hören wie jetzt mit diesem Luxman-Duo. Jeder einzelne Schlag sitzt, und so entsteht ein rhythmisches Ganzes von überragender Qualität. Dabei füllen beide Amps jeden Ton mit Kraft und Farbe. Verblüffend ist zudem, mit welcher Leichtigkeit diese energiezehrende Komposition bewältigt wird. Und wenn dann bei den Tutti der Bläser die Pauken mit physischer Wucht zuschlagen, dann ist dem nichts mehr hinzuzufügen.

Mich beschlich bei der Auswahl der Titel nach den ersten Höreindrücken so eine Ahnung, dass diese 900er-Kombi mehr als einfach nur ein sehr guter, zweiteiliger Verstärker sein könnte. Also kramte ich Yellos »Live In Berlin« aus dem Berg aktueller CDs hervor. Die Faszination beginnt hier bereits mit dem Publikum: Der Applaus wirkt realistischer. Zudem ist das Echo von den Wänden in der Halle viel klarer als gewohnt vom ursprünglichen Impuls zu unterscheiden. Die von Boris Blank gerne fabrizierten Tieftonorgien erfahren eine fundamentale Neuauflage, da wummert nichts vor sich hin, da schmiert nichts, sondern da baut sich eine Wand mit höchster Sauberkeit auf, deren Substanz von anderen Verstärkern wenn überhaupt nur entfernt erreicht wird. Des Weiteren kann man sich mit den Japanern angstfrei Original-Konzertlautstärken nähern. Dabei knickt die Endstufe nicht einmal minimal ein, das kommt Maßstäbe setzender Souveränität gleich.

Der fesselnde Charakter

Von elektronischer Musik geht es im harten Kontrast weiter zu Keith Jarrett. Obwohl sich das Publikum nicht direkt bemerkbar macht, spürt man dessen Anwesenheit ebenso schnell wie die Größe der Bela Bartok Concert Hall. Wer Keith Jarrett auf einfachen Anlagen hört, verpasst die Hälfte seiner Improvisationskunst. Und dabei geht es nicht nur um den Klang des Flügels, sondern vor allem um seine musikalischen Botschaften. Diese legen die Luxman-Verstärker vollständig offen. Denn es klingt zweifelsfrei nicht nur überragend, sondern geht signifikant über diese existenzielle Eigenschaft hinaus, weil man Jarretts Gedanken beim Improvisieren lesen kann, sie nachvollziehbar werden – man sitzt also nicht unbeteiligt im Hörsessel und wartet, dass es vorbei ist.

»Black Tie White Noise« von David Bowie ist kürzlich in einer überarbeiteten Version erschienen. Davon profitiert hat unter anderem »You've Been Around«, ein Titel, der mit dunkel-böser vom Keyboard erzeugter Klangfläche beginnt, von vielfältig bespieltem Schlagzeug mit heftigem Punch unterbrochen wird und dann von Bowies Stimme in Überlagerung seiner natürlichen und einer elektronisch bearbeiteten Version gekrönt wird. Diese Komplexität führt auf schlechten beziehungsweise falsch zusammengestellten Anlagen zu einem unerträglichen Brei, diffus und frei von jeglicher Kontur. Und was machen C-900u und M-900u? Sie entpuppen sich einmal mehr als eindrucksvolle Musikgeneratoren. Das ist kein David-Bowie-Abziehbild, das ist seine Reinkarnation. Für diese Leistung geht nicht nur ein Riesenkompliment in Richtung der Entwickler – es entsteht auch ein Gefühl der Dankbarkeit dafür, dass es immer noch die Zeit und den Anspruch gibt, solche Komponenten zu entwickeln und sie anschließend in Serie zu fertigen.