Alternativ zur eigenen App kann der Lumin T3 in die weit verbreitete Player- und Verwaltungs-Software Roon eingebunden werden. Schließlich ist er »Roon Ready« zertifiziert und in den Einstellungen der Software als Adressat des Streams auszuwählen. Das klappt umgehend und empfiehlt sich, wenn man die Komfortfunktionen von Roon schätzt oder ein extrem flexibles Multiroom-System aufbauen möchte. Rein klanglich betrachtet gibt es keinen Grund, in Abonnement-Zahlungen für Roon zu investieren. Im Gegenteil. Als ich den eben via Roon genossenen Track »Barefoot Lady« aus dem Dr.-John-Tribut-Album »Night Trippin'« von Matthis Pascaud & Hugh Coltman direkt danach wieder auf der Lumin-App anwähle, bietet mir dieser Weg einen qualitativen Mehrwert: Die Transienten werden präziser eingefangen, der Raum ist in allen drei Dimensionen großzügiger ausgebildet, auch die Durchsichtigkeit der Präsentation erhöht sich. Klares Verdikt: Ich bleibe bei der Lumin-App, die auch in anderer Hinsicht punkten kann. Sie erweist sich nach kurzer Einarbeitung als leicht verständlich, überschaubar, praxisorientiert und flexibel. Alle verfügbare Musik wird über einen zentralen Screen zugänglich, unabhängig davon, ob sie aus einem Streamingdienst oder dem eigenen Datei-Fundus entspringt. Die deutschsprachige Software läuft außerordentlich stabil und performant. Der User ist nicht mit Teiloptimierung und Fehlersuche beschäftigt, sondern mit Musikhören. Diese ausgeprägte Alltagstauglichkeit ist zweifellos ein Ergebnis der engen Verzahnung von Hard- und Software aus dem gleichen Haus, profitierend von langjähriger Erfahrung und stetiger Weiterentwicklung.
Als wäre die Wiedergabequalität des Lumin T3 nicht schon gut genug, gibt es noch eine Möglichkeit, den Hörgenuss zu steigern: durch das interne Upsampling. Diese Technik wird von manchen Zeitgenossen kritisch betrachtet, aber im Fall des Lumin T3 kann ich nur dazu raten, jenes Feature für sich zu entdecken. Vielleicht liegt es am neuen leistungsfähigeren Prozessor, aber hier ist zweifellos ein Klanggewinn zu konstatieren. Beim Konvertieren eines Hi-Res-PCM-Files auf DSD 256-Niveau nimmt der Raum um die Stimme und die Instrumente zu, sie erreichen mehr Klarheit, »atmen« freier. Gut zu merken bei »Fold Me Up« aus dem neuen Album »The United States Of The Broken Hearted« vom Reggae liebenden Country-Barden Jeb Loy Nichols. Da Dub-Legende Adrian Sherwood dieses Werk produziert hat, kommt dem Bass eine besondere Bedeutung zu – und auch der gewinnt sowohl an Definition als auch an Tiefgang. Als Konsequenz stand der Button im Menü »Audio Re-Sampling« fortan bei mir immer auf »Benutzerdefiniert«.
Nach einigen Wochen mit dem Gerät kann ich konstatieren: Die Performance des Lumin T3 gerät in jeder Hinsicht überzeugend. Aber ist das auch 5.000 Euro wert? Noch immer gibt es die Stimmen, die glauben, dass für das vermeintlich schlichte Bereitstellen digitaler Daten weit geringere Investitionen vollkommen ausreichend seien – getreu dem immer noch gerne gesungenen alten Schlager »Ist doch alles digital«. Deswegen besuchte ich mit dem T3 im Schlepptau einen dieser Denkweise durchaus wohlwollend gegenüber stehenden Freund, der in seinem Setup mit dem Merason Frérot samt Zusatznetzteil Pow1 zwar über einen wohl beleumundeten D/A-Wandler der 2.000-Euro-Klasse verfügt, als streamenden Roon-Endpunkt aber auf eine schlichte Raspberry-DIY-Lösung setzt.
Bei Sara Bareilles' Version des Otis-Redding-Gassenhauers »(Sittin' On) The Dock Of The Bay« vom Album »Brave Enough: Live At The Variety Playhouse« (Qobuz 24 Bit/96 Kilohertz-Stream) zeigten sich über ausnehmend feingliedrig auflösende Magnepan MG 1.7i-Flächenstrahler mit dem durch bessere Stromversorgung via Keces P3 gepimpten Selbstbau-Streamer gute Ergebnisse. Die famose gesangliche Interpretation des Songs durch die Sängerin und die entsprechenden begeisterten Reaktionen des Publikums waren klar wahrzunehmen. Doch ich fühlte mich eher als entfernter Zuschauer denn als Teil dieser Darbietung. Nach dem Wechsel auf den Lumin T3 wurde der Unterschied sehr deutlich, den man mit einem in sich sauber abgestimmten Netzwerk-Player der gehobenen Preisklasse erreichen kann. Die Räumlichkeit nahm zu (speziell die Tiefe), das Piano gewann an Körper und Farbe, der Vortrag von Sara Bareilles hatte noch mehr bewusste Autorität und vor dem Publikum ausgebreitete Persönlichkeit. Vor allem aber war ich mitten im Geschehen, saß direkt im Auditorium. Es stellte sich jetzt dieser »Gänsehaut«-Faktor ein, der das emotionale »Bonding« zur Performerin herbeiführt. Und geht es nicht genau darum? Auch und vielleicht sogar vor allem deswegen rechtfertigt sich die Investition in einen so ausgereiften und hochklassigen Netzwerk-Player wie den Lumin T3.