Darauf angesprochen, erklärt Lehmann, dass er nach wie vor die hochwertige Technik verantworte, aber auch ein Verständnis dafür entwickelt hat, dass das Auge bei der Kaufentscheidung im High-End-Segment eine Rolle spielt. Deshalb hat er den Designer Guido Gutenstein mit der Formgebung für den Linear SE beauftragt. Großes Kompliment für diese Entscheidung, zumal andere Marktteilnehmer entweder nicht willens oder in der Lage sind, diesen für das Produkt so wichtigen Schritt zu gehen. Umgekehrt gibt es natürlich leider auch die Produzenten, die hinter einer schicken Front veraltete oder unzureichende Technik verstecken.

Hinter schöner Fassade …

… verbirgt sich beim Linear SE hingegen eine sinnvolle technische Rezeptur, für die offensichtlich nur beste Zutaten verwendet wurden. Die Lautstärke für den Kopfhörer und den ebenfalls vorhandenen Vorverstärkerausgang (!) wird über ein Potentiometer von Alps geregelt. Von der Platine zum Cinchein- beziehungsweise -ausgang führen zwölf Zentimeter lange Kabel. Statt Billigdraht baut Norbert Lehmann hervorragend leitende und vor allem klingende Mogami VW-1 ein. Darauf angesprochen, dass in so manch anderem Kopfhörerverstärker mit hohem Anspruch und ebensolchem Preis an dieser Stelle massiv mit Material gegeizt wird, entgegnet der Bergisch-Gladbacher Entwickler: »Das ist eine bodenlose Frechheit. Zum einen, weil es nicht dem Streben nach wirklich bester Klangqualität entspricht, zum anderen ist es eine für mich undenkbare Missachtung des Kunden.«

Bei den Bauteilen geht es lustig weiter auf höchstem Niveau. So sind sündhaft teure MKP-Kondensatoren von Mundorf verbaut. »Nicht weil es teuer ist, sondern weil es einfach besser tönt«, lautet der Kommentar des Entwicklers. So erklärt er auch den nächsten Schritt: Unter dem Gehäuse kleben nicht die üblichen Gummi- oder Plastikfüßchen, sondern schwingungsdämpfende Produkte aus dem Hause SSC. Wer schon einmal ausprobiert hat, welchen Einfluss Feinsicherungen auf die Klangqualität haben, den wird es nicht wundern, dass im Linear SE ein AHP-Modell sitzt. Sollte hier wirklich mal einer das Thema zu Ende gedacht haben?

Ja, denn Norbert Lehmann weiß, worauf es bei Kopfhörerverstärkern ankommt. Die technischen Bedingungen, welche die unterschiedlichen Kopfhörermodelle stellen, können von den meist in Vor- oder Vollverstärkern integrierten Lösungen gar nicht oder nur unzureichend erfüllt werden. Das ist der Grund, weshalb es überhaupt separate Kopfhörerverstärker gibt. Damit die Kopfhörer am Linear SE mit dem richtigen Pegel laufen, kann über DIP-Schalter auf der Gehäuseunterseite der Pegel in zwei Schritten à 10 dB angehoben werden – klar, für jeden Kanal separat regelbar.

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