Das RIAA-Netzwerk des Decade Jubilee ist mit zehn schwarzen Mundorf-Zinnfolienkondensatoren bestückt, also Bauteilen, die bisher dem teureren Silver Cube vorbehalten waren. Mit einer maximalen Abweichung von einem halben Dezibel von dieser Entzerrungs-Kennlinie und einem ebenso niedrigen Wert für die Kanalabweichung liegt der Decade natürlich nach wie vor im grünen Bereich. Neu ist das »Schuhwerk«, denn sowohl das mit 28-VA-Ringkerntransformator bestückte Netzteil als auch der Phono-Pre stehen jetzt auf Lehmannaudio 3S-Gerätefüßen, von denen ein Trio für Standfestigkeit sorgt. Im Netzteil sind aus einfachen jetzt dreifache Kupferbahnen geworden. Auch hier finden sich Elkos aus dem Hause Mundorf mit einer Siebkapazität von 18.800 Mikrofarad. Dazu bemerkt Norbert Lehmann nüchtern: »Dieser Aufwand ist bei rein physikalischer Betrachtung kaum zu rechtfertigen, aber in einem Blindtest sofort hörbar.« Also erfolgt die Umsetzung in den Seriengeräten.

Einstellungsvielfalt

Mit Hilfe der informativen Bedienungsanleitung gelingen die elektrischen Anpassungen der Phonostufe an das verwendete Tonabnehmersystem tadellos. Wer sich einen ganz bestimmten Wert wünscht, kann diesen auf dem Steckplatz für eine Wahlimpedanz platzieren. Strom bekommt der elegante Decade Jubilee von seinem externen Netzteil, das dank der langen, abgeschirmten und mit vierpoligen Neutrik-Steckern versehenen Kabelverbindung zur Störungsvermeidung weit entfernt platziert werden kann. Beide Gehäuse sind aus Aluminium und verfügen über einen schwingungsberuhigten Deckel. Mikrofonie und Resonanzen sind an keiner Stelle in der Anlage erwünscht, aber gerade hier in der Phonovorstufe mit ihren kleinen Strömen würden sich ihre negativen Auswirkungen deutlich bemerkbar machen.

Da erklingt sie in der Tiefe des Raumes, die Mundharmonika, die das Supertramp-Album »Crime Of The Century« furios eröffnet. Es gibt keinen Zweifel, wohin sich der Decade Jubilee klanglich orientiert. Er zeichnet den Raum sehr genau und bringt in diesem jedes Instrument in größter Klarheit hervor. Bei den rhythmischen Schlägen holzt er weniger als preiswertere Phonostufen und bietet stattdessen sehr viel mehr Details an. Erstaunlich ist dabei auch die klangliche Farbenpracht, die mit zunehmender Verweildauer am Netz noch steigt. Norbert Lehmann geht von 100 Stunden Einspielzeit seiner Geräte aus, eine Einschätzung, die i-fidelity.net teilt. Aus klanglichen Gründen schicken wir ohnehin keinen Phono-Pre in den Stand-by, sondern lassen diese Komponenten stets am Netz.

»To The Bone« von Steven Wilson liefert unterschiedliche akustische Aspekte beim Hören. Da ist zunächst eine weibliche Stimme aus dem »Off«, deren Verständlichkeit immer ein guter Indikator für das gesamte Set-up ist. An diesem Punkt muss sich der Decade Jubilee das Kompliment allerdings mit dem Transrotor-Laufwerk Dark Star teilen. Für die fulminante Tieftonattacke ist der Lehmannaudio dann wieder selbst verantwortlich und setzt damit ein echtes Ausrufezeichen, weil er bei aller Kraft nie die Kontrolle verliert. Das ist auch durch die Tatsache belegbar, dass Wettbewerber hier zum Teil sumpfiger und ausgefranster, in der Regel aber vor allem blutleerer tönen. Absolute Spitze ist auch die Abbildung von Wilsons Stimme, die nicht nur einfach zwischen den Lautsprechern wie festgenagelt steht, sondern vor allem an Realismus kaum zu übertreffen ist. Das sind so intensive Augenblicke beim Hören, dass man sie konservieren möchte – am besten, indem die Anlage nicht mehr verändert wird.