Ganz ohne Zweifel ist der S-300i ein exzellent verarbeiteter Vollverstärker. Die Aluminium-Frontplatte ist mit vier Schrauben auf dem eher tiefen als hohen Gehäuse fixiert. Im Zentrum der Font ist der Lautstärkeregler montiert, der neben seiner originären Funktion auch als »Joystick« durch das überschaubare Menü dient. Das leuchtstarke Display ist 13 Zentimeter breit, und selbst aus fünf Metern Entfernung muss niemand die Augen zukneifen, um Pegel-Niveau, gewählten Eingang und Balance-Position abzulesen. Neben einem symmetrischen stehen drei unsymmetrische Eingänge zuzüglich iPod-Schnittstelle zur Verfügung. Nicht üppig, aber für den normalen Gebrauch absolut ausreichend.
Freunde des Bi-Ampings (zwei Kanäle, vier Verstärker) werden sich über den Vorverstärker-Ausgang freuen. Trotz engen Budgetrahmens hat Krell aber auch beim Thema Komfort nicht gespart. Der S-300i ist in der Lage, über 12-Volt-Gleichstromsignale andere Komponenten mit ein- oder auszuschalten. Des Weiteren kann er über die RS232-Schnittstelle in Haus-Steuerungssysteme eingebunden werden. Sollte ein Software-Update zur Verfügung stehen, dient diese Buchse ebenfalls als Verbindung. An den Flanken steht jeweils ein von WBT stammendes Terminal zur Verfügung, das den Anschluss von Bananensteckern und Kabelschuhen gewährleistet. Oberhalb der Kaltgerätebuchse befindet sich ein »echter« Netzschalter, der das Gerät bei längeren Abwesenheiten vollständig vom Netz trennt. Ansonsten wird zwischen Betriebszustand und Stand-by auf der Frontplatte oder der Fernbedienung gewechselt.
Apropos Fernbedienung: Krell weiß – im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern –, was der Kunde hier erwartet. Das solide Teil ist aus Metall gefertigt und exakt 345 Gramm schwer. Die Bedientasten sind nach Gerätekategorie sortiert und verfügen über genügend große Abstände zwischen den Tastern. Beim Tausch von Batterien bedeutet dieser Materialaufwand allerdings, dass man nicht irgendeine billige Plastikklappe öffnen muss, nein, per beiliegendem Torx-Schraubendreher schraubt man die Bodenplatte ab. Ganz klar, für High Ender wie uns ist selbst das ein Erlebnis.
Krell hat sich bei der Auswahl der Menüstruktur nicht von dem so oft genutzten Leitsatz »was geht« bewegen lassen, sondern vielmehr von »was macht Sinn«. So kann die Kanalbalance absolut eingestellt oder den verschiedenen Eingängen zugewiesen werden. Auch können quellenbedingte Pegeldifferenzen wirkungsvoll ausgeglichen werden. Beim Umschalten zwischen Plattenspieler und CD-Player muss man dann nicht per Hechtsprung für Lautstärke-Gleichheit sorgen. Hervorragend sind auch die Einstellmöglichkeiten für das Display: Entweder man schaltet es ganz aus oder reguliert es in der Helligkeit. Während des Tests erwies sich die Option »Timed« als perfekt. Bei dieser Variante erlischt die Anzeige nach einer halben Minute. Das Surfen im Menü ist sowohl per Fernbedienung als auch am Gerät möglich. Der logische Aufbau lässt intuitives Schalten zu.