Der Mode zu folgen, macht Sinn. Apples MP3-Spieler iPod und das iPhone sind in ihren unterschiedlichen Ausführungen schließlich gerade groß in Mode. Logische Konsequenz: Ein der  audiophilen Musikwiedergabe verpflichteter Hersteller wie Krell bringt einen Verstärker auf den Markt, auf dessen Rückseite der direkte Anschluss eines MP3-Players möglich ist. Auf der Front lässt sich der iPod-Eingang direkt schalten, und die Fernbedienung ermöglicht gar die umfangreiche Steuerung des Players. Ist das der richtige Weg?

Nach unserer Einschätzung lautet die klare Antwort: »Ja!«. Wie wollen wir denn Menschen, die sich ihre Musik aus dem Web herunterladen und sie am liebsten immer bei sich haben möchten, für hochwertige Musikwiedergabe gewinnen? Sicher nicht, indem wir sie ausgrenzen. Als sich der iPod seinen Weg in die Musikwiedergabewelt bahnte, gab es auf der weltgrößten Messe für Unterhaltungselektronik, der CES in Las Vegas, tatsächlich Besucher und Aussteller, die sich einen kleinen Aufkleber ans Revers geheftet hatten, der ein durchgestrichenes MP3-Logo zeigte. Mittlerweile dürfte sich allerdings herumgesprochen haben, dass die Menschheit an keinem Punkt mit Ausgrenzung weiter gekommen ist. Auch nicht in der High Fidelity.

Es stellt sich also nicht die Ob-, sondern die Wie-Frage. Krell hat sie mit der Integration der iPod-Schnittstelle hervorragend beantwortet, denn damit zeigt sich der S-300i offen für eines der am weitesten verbreiteten Quellgeräte. Beschäftigen wir uns mal mit der Angst vor MP3: Sie liegt darin begründet, dass anspruchsvolle Hörer glauben, dass es in Zukunft immer mehr datenreduziertes und damit minderwertig klingendes Material gibt und in direkter Konsequenz die Zahl audiophiler Schätze sinkt. Doch das muss nicht so kommen, und der Krell S-300i zeigt, warum: Stellen Sie sich vor, ein Freund kommt zu Besuch und erzählt Ihnen, dass er einen tollen, neuen Song auf seinem iPod gespeichert hat. Sie schließen seinen Player an Krells 300er-Vollverstärker an und starten die Wiedergabe.

Erster Effekt: Ihr Besuch ist von der Klangqualität, die der iPod liefert, beeindruckt: »So gut habe ich das Stück noch nicht gehört.« Damit ist er »offen«, sich neuen Erfahrungen zu stellen. Zweiter Effekt: Jetzt besteht die Chance ihm zu entgegnen, dass der iPod ein guter Einstieg war. Legen Sie dann noch eine CD oder Schallplatte auf, haben Sie wahrscheinlich die Chance, wieder einen Menschen für High End zu begeistern, sein Interesse für die Materie mit einer derartigen Demonstration zu wecken. Dafür muss der Krell S-300i aber die klanglichen Eigenschaften seiner großen Geschwister zumindest in Teilen bieten.