Die wichtigste Schlüsseltechnologie ist für KEF bis heute das Uni-Q-Chassis. Mittlerweile wird dieser Treiber in der elften Generation gebaut. Bei dem für die Reference 5 verwendeten Modell sitzt eine 25-Millimeter-Kalotte im Zentrum eines 12,5 Zentimeter durchmessenden Mitteltöners. Mit dieser Anordnung lässt sich eine Punktschallquelle in maximaler Annäherung erzeugen. Als Membranmaterial kommt ein Gemisch aus Aluminium, Lithium und Magnesium zum Einsatz. Zur Versteifung laufen in definierten Abständen Kunststoffstreben von außen nach innen. Was auch wie eine Verzierung aussehen kann, hat in Wahrheit handfeste akustische Gründe. An dieser Stelle kann man schon sehr genau sehen, bis in welche Kleinigkeiten die Entwicklungsabteilung mittlerweile vorgedrungen ist.
Der Korb auf der Rückseite ist strömungsoptimiert, damit die nach hinten, also ins Innere des Gehäuses abgestrahlten Schallanteile auf möglichst wenig Hindernisse treffen. So werden Kompressionseffekte vermieden. Die per Rechner simulierten Körbe sind für die Reference in allen Varianten auch physisch hergestellt worden, um zum einen in der Praxis zu überprüfen, ob die vorhergesagten Eigenschaften eintreffen, und zum anderen im Hörraum zu erkunden, wie sich unterschiedliche Körbe auf das Klangbild auswirken. Bei einem Besuch im Werk hat i-fidelity.net nur von diesem Korb rund zwanzig verschiedene Ausführungen gesehen.
Richtig spannend wird es, als Jack Oclee-Brown die Explosionszeichnung des Uni-Q-Chassis auf seinem Bildschirm öffnet. Zahl und Anordnung erinnern weitaus weniger an die wohl intelligenteste Verknüpfung von Mittel- und Hochtonchassis denn an ein Flugzeugtriebwerk. Um das große Ziel »Linearer Frequenzgang« und einen ebenbürtigen Klangeindruck zu erreichen, steckt allein im diesen Uni-Q-Chassis eine enorme Bauteilefülle. Doch natürlich reicht dieser Treiber allein nicht aus, um das gesamte Frequenzband abzubilden. Dem Uni-Q zur Seite stehen vier mit steifen und leichten Aluminiummembranen bestückte 16,5-Zentimeter-Basslautsprecher. Dieses Quartett kümmert sich um Frequenzen bis 350 Hertz. Sie sind paarweise über und unter dem Uni-Q-Chassis in jeweils eigenen Kammern montiert. Bei ihrem Antrieb wurde akribisch darauf geachtet, das Verzerrungsniveau so niedrig wie möglich zu halten. Die Anordnung auf der Schallwand folgt KEFs Idealvorstellung von einer Punktschallquelle, die im Ansatz nun offensichtlich über das Uni-Q-Chassis hinausgeht.
Der erhebliche Aufwand, der bei den Chassis betrieben wurde, setzt sich beim Gehäuse und hier insbesondere bei der Schallwand fort. Sie besteht aus fünf Lagen Aluminium, die mit exakt berechneten Schichten aus Harz verbunden sind. Mit zehn langen Durchsteckschrauben wird die Schallwand über die Rückseite mit definiertem Drehmoment angezogen, was zu einer weiteren Versteifung des ohnehin auf Resonanzarmut gezüchteten Korpus führt. Auch bei der Verkabelung hat sich etwas geändert: Die 205/2 besaß noch ein Tri-Wiring-Terminal, über dem die Steckplätze zur Anpassung des Hoch- und Tieftonpegels angeordnet waren. Beim Anschluss eines Lautsprecherkabels waren also zwei Kabelbrücken notwendig. Bei der Reference 5 findet sich nun ein Bi-Wiring-Anschluss, der im Inneren verbunden wird – auf die externe Verbindungsbrücke kann also verzichtet werden. Für Bi-Amping beziehungsweise Bi-Wiring lässt sich die Verbindung per Schraube zwischen den beiden Terminals lösen.