Im Herzen von Wiesbaden liegt das »Bowling Green«. Umrahmt von Kurhaus und Spielbank ergibt sich eine Freifläche, auf der kürzlich beim David-Gilmour-Konzert 12.500 Menschen Platz fanden. Diese beeindruckende Kulisse in Verbindung mit sensationeller Musik führte zu einem fantastischen Gesamteindruck. Das gewaltige PA-Lautsprechersystem klang ordentlich und beschallte sicher mehr als die gedachte Fläche. Bis zu dem Augenblick, als Gilmour »Sorrow« anstimmte, ein Stück, mit dem an diesem Abend wohl keiner gerechnet hatte. Der Titel beginnt mit einer rabenschwarzen, weil tiefen und druckvollen Keyboardwand, dann setzt das Gitarrenintro ein – und mir wurde klar, dass wir das im Testraum mit der Reference 3 schon intensiver erlebt haben.
Das Stück findet sich auf dem Pink-Floyd-Livealbum »Delicate Sound Of Thunder«. Es beginnt mit einem perfekt fokussierten Tiefton, und den hört man nicht nur, man fühlt ihn auch. Spätestens wenn Bassist Guy Pratt den Rhythmus des Songs übernimmt und ihn auch bestimmt, ist klar, dass im Hörraum ein fantastischer Lautsprecher steht. Man hat unmittelbar und auch bei wenig Fantasie den Eindruck, zum Konzertbesucher geworden zu sein. Erstaunlich ist dabei, dass sich auch bei höheren Pegeln nicht die geringste Nervigkeit ins Klangbild schleicht. Hier ist bei anderen Schallwandlern schnell der Punkt erreicht, an dem man hört, dass sie mit der von den Verstärkern gelieferten Energie nichts anfangen können.
Im Gegenteil zum gerade Geschilderten bietet Eleanor McEvoys »Where Did My Life Go« ein eher beschauliches Erlebnis. Hier erstaunt uns zunächst die präzise Abbildung der Stimme zwischen den Lautsprechern. Unverschleiert und durchdringend erreicht jedes gesungene Wort den Hörplatz, man hört ihr zu, man fühlt sich angesprochen. Sind akustische Details auch noch so klein, die Reference 3 behandelt sie allesamt mit dem gebührenden Respekt. An einen Titel aus der Konserve erinnert hier absolut nichts, es ist geradezu erschreckend authentisch. Diese Musikwiedergabe auf einem überragenden Niveau macht die KEF Reference 3 zu einem wirklichen Ausnahme-Schallwandler.