Vom Minimalistischen geht es weiter zu großem Orchester. Robert Shaw dirigiert das Atlanta Symphony Orchestra inklusive Chor, gegeben wird das »Requiem« von Berlioz. Mit dem »Tag Des Zorns« (Dies Irae) wird es ernst, für Anlage und Hörer. Realistisch gestaltet die 205/2er den Beginn, der Chor erscheint weit aufgefächert bis hinter die Lautsprecher. Die Klangfarben der Flöten sind perfekt. Mit zunehmender Dauer des Stücks verabschieden sich viele Lautsprecher in Richtung Akustikbrei. Hier liegt der Fall deutlich anders: Mehrstimmiger Chor, Orchester und Instrumente ergeben ein großes, zusammenhängendes Gesamtbild, obwohl auch jede einzelne Gruppe gut heraushörbar ist. Bei der nach etwa fünf Minuten beginnenden Bläsersequenz trumpft die Reference richtig auf und macht ihrem Namen zum wiederholten Male alle Ehre. Faszinierend sind die vollkommene Kontrolle des Klanggeschehens und die hundertprozentige Abwesenheit der sonst häufig auftauchenden Kompressionseffekte. Erstaunlich ist vor allem, dass dieses Phänomen auch bei sehr hohen Pegeln erhalten bleibt.

Lautstärke ist kein Indikator fürs Vergnügen

Laut können viele, leise nur wenige. Die KEF ist eine dieser Ausnahmen, was sie mit »Europeana« von Joachim Kühn und Michael Gibbs beweist. Trotz eines Pegels, der leicht unter Zimmerlautstärke liegt, spricht die 205/2 bereits voll an. So zelebriert Klaus Doldinger, der Gastmusiker bei dieser Produktion ist, sein Saxophonspiel auch leise schon so ausdrucksstark, dass es ein wenig an Zauberei grenzt. Den zum Vergleich mitlaufenden Lautsprechern F52 von Revel gelingt das auch ganz gut, in der Summe stehen sie jedoch in dieser Disziplin minimal hinter den KEFs zurück.

Bassist Charlie Haden hat gerade das Album »Sophisticated Ladies« vorgelegt, ein intimes musikalisches Vergnügen. Mit an Unverschämtheit grenzender Leichtigkeit bilden die KEFs die Stimmen ab, unter anderem von Melody Gardot. Das Klangbild ist von beeindruckender Stabilität, da flattert oder wandert nichts. Mit dem Besen gestrichene Becken, mit denen man Lautsprecher sonst so schön ärgern kann, haben der Reference nichts an. Schließt man die Augen, entsteht die perfekte Illusion. Ein Wunsch, den viele Musikliebhaber hegen, der aber viel zu selten erfüllt wird. Mit der KEF Reference funktioniert's garantiert. Ab sofort gehört die 205/2 zu den wichtigsten Arbeitslautsprechern der Redaktion. Ein »Highlight« ist sie mit absoluter Sicherheit, für i-fidelity.net ist sie eine »Referenz«.