Zur Verstärkung von Analoglaufwerk und CD-Player setzten wir den bewährten Audionet SAM G2 ein, der wunderbar mit der R700 harmoniert. »Daddys Flown Across The Ocean ...«: Roger Waters erinnert mit dieser Zeile in »Another Brick In The Wall Part One« an seinen Vater, der im Zweiten Weltkrieg Pilot der Royal Air Force war und von dem nichts als ein Schnappschuss im Familienalbum geblieben ist. Der von Waters gespielte Bass kommt in der remasterten Version rabenschwarz und extrem griffig rüber. Zum ersten Mal entsteht das Gefühl, die Saiten wirklich greifen zu können.

Am Ende des Stücks kommt der Hubschrauber, dessen Rotorblätter authentisch flattern, und dann geht die Post wirklich ab. Knochentrocken, brutal und mit maximaler Präzision geben Schlagzeug und Bass den Takt vor. Nicht einmal sehr hohe Pegel bringen die R700 in Schwierigkeiten, was bei vielen anderen Lautsprechern dieser Preisklasse sehr leicht möglich ist. Besonders fasziniert zeigten sich die Tester von der Tatsache, dass das Klangbild nicht einmal im Ansatz auseinanderfiel.

Keine Sorge, wir werden auch noch leisere Töne anschlagen, aber erstmal machen wir einen kurzen Abstecher zu AC/DC ins River-Plate-Stadion. Ohne Frage ist diese Aufnahme höchstens mittelprächtig, was so manche High-End-Konstruktion gnadenlos aufdeckt und damit den Spaß verdirbt. Und was macht die KEF? Sie zeigt durchaus, dass der Toningenieur sein Handwerk nicht beherrscht oder unter Drogen stand, aber den Drive, die Massenhypnose und die Energie der australischen Band pumpt sie – ohne Rücksicht auf Verluste – in den Hörraum. So energiegeladen, dass die sechs Meter entfernte Briefkastentür sich animiert fühlt, die Musiker im Takt zu begleiten. Mit zwei Blättern Handtuchpapier ist der unerwünschte Resonator zum Schweigen gebracht.

Was laut geht …

… muss auch leise funktionieren. »Moon River« von Bugge Wesseltoft, ein Solo-Piano-Stück, zeigt, dass die KEF alle Tugenden eines exzellent klingenden Schallwandlers mitbringt. Vom Wischen der Füße über die Piano-Pedale bis zu den perfekten Ausschwingvorgängen gibt es nichts, aber wirklich gar nichts zu meckern. Sauber konturiert und räumlich richtig platziert, fällt es den Hörern leicht, der Wesseltoft-Adaption des Klassikers zu folgen. Es ist nicht die Homogenität alleine, die überzeugt, sondern vielmehr die Leichtigkeit, mit der sie erklingt. Kommt uns das bekannt vor? Ja, die KEF Reference 205/2 hat sich mit diesen Eigenschaften den Thron bei i-fidelity.net erobert – zum doppelten Verkaufspreis versteht sich.

Schließlich nähert sich die R700 mit »I'll Be Your Baby Tonight« von Curtis Stigers in großen Schritten dem klanglichen Gipfel. Stigers singt, als ob es zwischen dem Aufnahmestudio und unserer Wiedergabe keine Technik gibt. Kontrabass, Klavier und Schlagzeug swingen, was das Zeug hält. Minimale Verfärbungen könnten auch schon bei der Aufnahme entstanden sein, sie fallen nicht ins Gewicht. Dafür zählt auch hier das Zusammenspiel über den gesamten Frequenzbereich. Nichts spielt sich in den Vordergrund, nichts bleibt auf der Strecke. Was für ein Klasse-Lautsprecher, wir sind beeindruckt, wie gefährlich nahe die R700 ihrer großen »Reference«-Schwester kommt.