Voraussichtlich ab April wird KEF auch das Thema Multiroom umsetzen. Musikfans, die AirPlay 2, Chromecast oder Roon verwenden, können dann mehrere Wireless II-Lautsprecher in ein Multiroom-System verwandeln. Das bedeutet: Auf den Boxen etwa im Wohn- und Arbeitszimmer lassen sich je nach Bedarf exakt die identischen Songs – beispielsweise während einer Party – oder auch völlig unterschiedliche Musiktitel wiedergeben. Die Ansteuerung der einzelnen Räume erfolgt bequem per Smartphone oder Tablet. Im Test waren wir mit dem kompletten Einrichtungsprozedere sehr zufrieden. Beide KEF-Lautsprecher haben sich auf Anhieb gekoppelt – wir haben die kabellose Variante gewählt – und auch das Setup per App, der Zugriff auf unterschiedliche Zuspieler und das Streamen von Portalen klappte sofort absolut intuitiv und flott. 

Klang-Feuerwerk

Wir beginnen den Hörtest mit Klassik, einem kompletten Konzertmitschnitt der Berliner Philharmoniker auf der Waldbühne in Berlin, und müssen sofort grinsen. Diese Weite, diese Dynamik, diese Transparenz und Präzision der Abbildung sind schlichtweg famos. So etwas haben wir von Lautsprechern dieser überschaubaren Größenordnung noch nicht gehört. Die Tiefenstaffelung scheint kein Ende zu nehmen. Violine, Bratsche, Kontrabass, Klarinette, Fagott, Horn, Tuba, Pauke oder Harfe: Jedes Instrument wird greifbar, verschwindet nicht in der Masse, setzt sich eigenständig und klar akzentuiert mit eigenem Charakter in Szene, ohne aus der perfekt abgestimmten Homogenität auszubrechen. Ganz egal, ob gemächliche Passage, die akustisch nur leicht hinterwebt ist, oder ein Finale Furioso mit wortwörtlich voller Kapelle und maximalem Druck: Die beiden LS50 Wireless II spielen wie ein Fels in der Brandung, massiv, souverän, selbstsicher und auch bei hohen Pegeln vollkommen frei von kleinsten Störgeräuschen. Man hat das Gefühl, als habe KEF einen ausgewachsenen High-End-Lautsprecher auf ein absolutes Minimum geschrumpft und alles an Bord der beiden Kompaktboxen reingestopft, was ganz, ganz große Konzertatmosphäre ermöglicht.

Über die Connect-App wechseln wir zu einem Radiosender, eine simple Alltagsaufgabe. Das, was Radio-technisch sonst lediglich als Hintergrundberieselung dient, klopft plötzlich energisch an die Wohnzimmertür und tritt unverhofft mit einer Präsenz ein, die uns vollkommen überrascht. Melanie C mit »Never Be The Same Again« setzt sich gefühlt an den Couchtisch gegenüber, intoniert glasklar, ungewohnt unangestrengt und mit einer Leichtigkeit, die fast schon unverschämt klingt. Die KEF-Akustik ist unwahrscheinlich warm und sympathisch, luftig und füllig, geprägt von einer Spielfreude, die einfach Aktivlautsprecher-untypisch ist.

Amazon Music schlägt i-fidelity.net »Dancing Queen« von ABBA vor. Warum nicht! Wir lieben den Druck und die Plastizität der ersten Klavieranschläge, die Mühelosigkeit, mit der die LS50 Wireless II das schwedische Lebensgefühl vermitteln. Tonal gibt es hier fast keine Grenzen, keine Barrieren oder Limits. Das spüren wir an anderer Stelle auch beim Bass: Die beiden Schallwandler bauen ihre Performance auf einem extrem ausgewachsenen Tieftonfundament auf und erzeugen ein enormes Volumen, das erst gar keinen Wunsch nach einem zusätzlichen Subwoofer aufkommen lässt. Die Stärken des KEF-Systems sind seine Kompaktheit, seine Stimmigkeit und die weitgehend kabellose Inbetriebnahme: Hier würde sich ein externer Tieftöner auf ein perfekt zusammengestelltes Ensemble zumindest konzeptionell eher störend auswirken.