Bevor wir ins Detail gehen, brennt wahrscheinlich nicht nur Besitzern der älteren LS50 Wireless eine Frage auf den Nägeln: Was hat die LS50 Wireless II Neues zu bieten? Eine ganze Menge! Schauen wir uns die einzelnen Punkte zunächst mal im Schnellverfahren an. Die Gesamt-Verstärkerleistung ist von 460 auf 760 Watt gewachsen, der maximale Schalldruckpegel minimal von 106 auf 108 Dezibel. Beim Streaming wird neuerdings eine Auflösung von 384 Kilohertz mit 24 Bit (MQA, DSD256) unterstützt, vorher war bei 192 Kilohertz (PCM) Schluss. Die Liste der kompatiblen Formate ist lang und reicht von MP3, M4A, AAC, FLAC und WAV über AIFF, ALAC, WMA und LPCM bis hin zu Ogg Vorbis. Linker und rechter Lautsprecher erfordern keine Kabelverbindung mehr, sondern koppeln sich auch per Funk, was die Flexibilität beim Aufstellen enorm erhöht. Freunde der kabellosen Musikwiedergabe dürfen sich zudem über AirPlay 2, Google Chromecast sowie unter anderem über die Implementierung von Apple Music, Amazon Music, Deezer, Qobuz und Internetradio freuen. Auf die konstruktive Überarbeitung richten wir gleich noch den Fokus.

Beide KEF-Lautsprecher erfordern lediglich einen Stromanschluss, mehr nicht. Das ist der Vorteil der Aktivboxen-Technik. Im Test mussten wir die beiden Protagonisten auch nicht händisch per WLAN miteinander verbinden, das gelang komplett in Eigenregie. Die Rückseite des Master-Lautsprechers ist prall gefüllt. Hier findet man neben einer HDMI-Buchse für den Anschluss an einen Flachbildfernseher einen optischen und einen koaxialen sowie einen analogen AUX-Audio-Eingang, dazu eine Netzwerkbuchse, eine Andockmöglichkeit für einen Subwoofer sowie einen Port für ein Cat 6-Kabel, um die beiden Boxen miteinander zu verbinden. Am Slave-Lautsprecher sitzt ebenfalls ein Subwoofer-Anschluss. Gesteuert wird das Musikerlebnis wahlweise per App (hierzu gleich mehr), über eine Fernbedienung oder am Gehäuse selbst. Der mitgelieferte schwarze Signalgeber ist funktional und mit fünf Tasten sowie einem Steuerkreuz sehr übersichtlich gestaltet – aber in dieser Preisklasse und bezogen auf die Erscheinung der Boxen hätte man aus optischer Sicht schon etwas mehr erwartet. Neben der Veränderung der Lautstärke bietet die Fernbedienung Sprungfunktionen, um beispielsweise einen Radiosender aus dem Netz oder den Song eines Streaming-Dienstes zu wechseln. In der Oberseite der Hauptbox sind fünf beleuchtete Tasten eingelassen, die auf sachten Fingerdruck reagieren. Hierüber wechselt man unter anderem die Quelle und macht die Musik lauter oder leiser.

Ausgeklügelte Maßnahmen

Eine wesentliche Neuerung an Bord ist die 12. Generation des Uni-Q-Chassis. Dieses besteht aus einer 25 Millimeter großen belüfteten Aluminium-Kalotte als Hochtöner sowie einem 130-Millimeter-Aluminium-Tiefmitteltöner. Jeder Hochtöner wird von einem 100 Watt starken Class-A/B-Verstärker angesteuert, während 280-Watt-Class-D-Verstärker die Tiefmitteltöner antreiben. Das ermöglicht die immense Leistungssteigerung von 460 Watt beim Vorgänger auf jetzt 760 Watt. Ein Wert lässt aufhorchen: Die britischen Ingenieure versprechen eine um 40 Prozent stärkere Frequenzgang-Glättung. Doch das ist nicht die einzige Zahl, die einem sofort ins Auge springt, wenn man das technische Datenblatt studiert. So kündigt der Lautsprecher-Hersteller vollmundig an, bei der KEF LS50 Wireless II 99 Prozent der unerwünschten Frequenzen von der Rückseite des Hochtöners zu absorbieren. Ziel: Die daraus resultierenden Verzerrungen werden eliminiert, was sich natürlich spürbar auf die Klangeigenschaften auswirken sollte. Das Geheimnis dieser ausgeklügelten Maßnahme trägt gerade mal drei Buchstaben und hört auf den Namen MAT. Dahinter verbirgt sich die sogenannte Metamaterial-Absorptionstechnologie (Metamaterial Absorption Technology). KEF erzeugt mit Hilfe eines synthetischen Materials eine komplexe, labyrinthartige Struktur mit hohen Absorptionseigenschaften, wodurch eben genau jene unerwünschten Frequenzen geschluckt werden. Dazu müssen sich diese den Weg durch einen Tunnel bahnen und treffen auf eine Kunststoff-Scheibe, deren Meta-Oberfläche von einem winzigen Labyrinth überzogen ist. Hier läuft sich der Schall tot, wird neutralisiert und ist damit außer Gefecht gesetzt. Um sich das aktuelle Optimierungspotential mal besser vorstellen zu können: Die ältere KEF LS50 Wireless erreicht durch einen belüfteten Hochtöner gerade mal einen Absorptionsanteil auf der Treiberrückseite von 60 Prozent, jetzt sollen es besagte 99 Prozent sein.