mit HMS-Geschäftsführer Hans M. Strassner


i-fidelity.net:   Eine Entkopplungsbasis gehört ja nicht gerade zum klassischen HMS-Sortiment. Können Sie uns bitte kurz die Entstehungsgeschichte der Silenzio-Basis erläutern?

Hans Strassner:   Gerne. HMS ist in der High End/HiFi-Szene als Anbieter besonders verlustarmer und störungsresistenter Kabel bekannt. Solche Kabel sind eine essentielle Voraussetzung für klangliche Neutralität in hochwertigen HiFi-Anlagen, lassen sich allerdings nur mit höherem Material- und Fertigungskostenaufwand realisieren.
Nicht jeder High-Ender wird sich den Austausch seiner vorhandenen Verkabelung leisten wollen. Deshalb haben wir mit unseren Silenzio-Basen die Aspekte Hochfrequenz-Störungsresistenz und Trittschalldämpfung kombiniert und rücken damit gleich zwei »Störenfrieden« einer HiFi-Anlage zu Leibe. Die zu erdenden Silenzio-Basen unterbrechen die in Zeiten steigenden Elektro-Smogs unvermeidlichen elektromagnetischen Störfelder zwischen den Komponenten und senken die klangschädlichen TIM-Verzerrungen sowie Brummeinstreuungen zum Beispiel in den Pick-Up von Plattenspielern deutlich ab. Beim Thema Trittschalldämpfung sind wir einen völlig neuen Weg gegangen, denn die nur punktuell kontaktierenden Maßnahmen wie etwa Spikes, Pucks und Co. zeigen eine starke positions- und frequenzabhängige Wirkung mit deutlicher Resonanzneigung. Gebraucht wird an dieser Stelle aber ein resonanzfreier, möglichst hoher Dämpfungsverlauf (siehe Grafik). Dies erreichen wir durch eine vollflächige Ankopplung, was die Aufstellfläche bereits beruhigt, und Dämpfungsschäume, die die mechanische Energie in Wärme umsetzen.

Die Wirkung der Silenzio-Basen ist in den meisten Fällen überraschend stark hörbar, sie sind sogar auf sonst akustisch kritischem Glasmobiliar sehr erfolgreich einzusetzen. Darüber hinaus sind die Basen optisch recht unauffällig und dürften damit einen hohen »woman acceptance factor« haben.

 

i-fidelity.net:   Was hat sich zwischen der ersten und der zweiten Version der Silenzio-Basis geändert?

Hans Strassner:   Das ist rasch zu beantworten. Die Silenzio Base der ersten Generation hat sich bei einigen Anwendern als in der Tiefe zu klein erwiesen. Die Silenzio MKII ist hier um zwei Zentimeter gewachsen und nun 46 Zentimeter breit, 40 Zentimeter tief und unverändert 1,5 Zentimeter hoch. Mit der Silenzio SR ist noch eine große Version dazu gekommen, sie ist 53 Zentimeter breit, 51 Zentimeter tief und 1,8 Zentimeter hoch. Eine weitere wesentliche Änderung betrifft die Beschichtung der Aufstellfläche mit Veloursleder-Imitat, dessen Kratz- und Druckstellenempfindlichkeit für viele ein Ärgernis war. Die neuen Beschichtungen mit schiefergrauem oder weißem Kunstleder haben dieses Problem behoben.

 

i-fidelity.net:   Sie verwenden bei der Konstruktion der Silenzio-Basis MKII unter anderem teure Werkstoffe wie Mu-Metall. Ist Kosteneffektivität aber nicht inzwischen auch ein Gebot im High-End-Audio?

Hans Strassner:   Kosteneffizienz ist ein sehr ernstzunehmendes Thema. Wir haben von Beginn an bis heute die Fahne »Made in Germany« hochgehalten, müssen aber besonders in den letzten Jahren feststellen, dass die Konkurrenz zunehmend aus Nah- und Fernost nicht etwa zu günstigeren Angeboten unserer deutschen Zulieferer geführt hat. Nein, das Gegenteil ist der Fall, punktuell sogar in drastischer Form. Dies trifft speziell für mechanisch zu bearbeitende Bauteile und damit auch für das Silenzio-Basen-Programm zu. Wir sind aber auch heute noch der Überzeugung, mit »Made in Germany« das Richtige zu tun. Unsere Kundschaft wird die so garantierbare Produktqualität sicher noch zu schätzen wissen, und nicht zuletzt brauchen wir auch hier unsere Arbeitsplätze.

 

i-fidelity.net:   Als Sie in den 90er-Jahren mit Ihrem Stromversorgungskonzept »Energia« gestartet sind, haben Sie da eher eine Zu- oder Abnahme des Störpotentials vermutet? Und wie sieht es denn nun im Jahr 2020 tatsächlich aus?

Hans Strassner:   Ich muss Ihren Lesern zunächst erklären, dass ich zu der heute seltenen Spezies der Funkamateure gehöre. Das Kernziel bei diesem Hobby ist es, mit möglichst geringer Sendeleistung möglichst große Distanzen auf dem Globus zu überbrücken. Wenn in den 1960er-Jahren noch Verbindungen zum Beispiel nach Australien mit Kleinstsendern im 1-Watt-Leistungsbereich möglich waren, benötigt man heute viel Glück und Sendeleistungen von mehreren 100 bis 1.000 Watt. Grund hierfür ist ein Störungsteppich, auch als »men made noise« oder als Elektro-Smog bekannt. Dieser hat mit der zunehmenden Elektrifizierung aller Lebensbereiche inzwischen fast exponentielle Zuwachsraten erreicht.
Was in der 1990er-Jahren noch mit moderaten Filterungsmaßnahmen im Netzversorgungsbereich für HiFi-Genuss sorgen konnte, ist heute vielfach deutlich unzureichend. Dieser Trend war vorauszusehen, wenngleich auch nicht die Heftigkeit der Zuwachsrate. Wir haben mit unseren Entstör-Komponenten wie zum Beispiel Netzfiltern, einstreufesten Signalkabeln und Mantelstromfiltern diverse Hilfsmittel für Ihre Leser im Angebot, die HiFi heute wie auch morgen wieder zum ungestörten Genuss werden lassen.

 

i-fidelity.net:    Sie beobachten technische Entwicklungen auch abseits Ihres Kerngeschäfts sehr aufmerksam und referieren darüber sogar in Wissenschaftskreisen. Lassen Sie uns doch bitte mal an Ihren Gedanken zum Thema Elektromobilität teilhaben.


Hans Strassner:   Die nahezu zwanzig Jahre, die HMS mit der Entwicklung messtechnischer Ausrüstung in der Forschung zugebracht hat, lassen sich nicht leugnen und sind auch nach inzwischen weiteren 25 Jahren nach wie vor für unsere Entwicklungen und Kontakte von Bedeutung. Wir liefern unsere Signalkabel wegen ihrer Einstreufestigkeit und Verlustarmut europaweit an Forschungsinstitute für besonders kritische Messungen. Aktuell liefern wir etwa für einen zweiten Brennstoffzellenmessplatz des Fraunhofer Instituts die umfangreiche Verkabelung, weshalb ich mir natürlich einige Gedanken zur Elektromobilität gemacht habe.
Dieses Thema füllt Referate und Kolloquien serienweise, es ist also unmöglich, hier eine seriöse Kurzfassung zu präsentieren. Aber eine selbst gemachte Erfahrung stimmt sicher sehr nachdenklich: Auf dem Weg zur Arbeitsstelle meiner Tochter – mit laufendem UKW-Radioprogramm – bog ich in Richtung des Parkplatzes ab. Der UKW-Empfang war plötzlich stark gestört, und im Augenblick des Anhaltens war nur noch lautes Brummen zu hören. Ich schaute mich um und entdeckte die Ursache für die massive Störung: In etwa zehn Meter Entfernung stand ein Tesla an seiner Ladestation. Mit einem Brennstoffzellen-Fahrzeug, also einem mit Wasserstoff betriebenen Auto, wäre das nicht passiert.
Wer sich für die unterschiedlichen Technologien interessiert und mehr über deren Vor- und Nachteile zu erfahren möchte, kann sich gerne mit mir in Verbindung setzen.