In seinem Auslieferungszustand ist der V10 für den Betrieb mit MM-Tonabnehmern voreingestellt. Die exakte elektrische Anpassung erfolgt über ein kanalgetrenntes Mäuseklavier auf der Rückseite. Dabei sollte man sehr aufmerksam vorgehen, um tatsächlich identische Werte für beide Kanäle einzustellen. Zwischen 47 und 367 Picofarad kann die Kapazität für MM-Tonabnehmer gewählt werden. Entsprechend lassen sich Widerstandswerte für MC-Tonabnehmer praxisgerecht zwischen 100 und 300 Ohm einstellen. Doch auch für Nutzer, die 50 oder 550 Ohm als Abschlusswiderstand benötigen, gibt es die Möglichkeit, diese Werte mit Hilfe eines Fachhändlers zu realisieren. Sowohl für MM- als auch für MC-Tonabnehmer können die Verstärkungsfaktoren in drei Stufen (+5 dB, +10dB, +12dB) erhöht werden. Am symmetrischen Ausgang des V10 liegt  von vornherein ein sechs Dezibel höheres Signal an. Mit den umfangreichen Einstellmöglichkeiten – Hegel bietet ein übersichtliches, acht Seiten umfassendes PDF dazu an – ist ein optimaler Betrieb in unterschiedlichsten Konfigurationen gewährleistet. Diese Hausaufgaben sind also gemacht.

Potente Partner

Mit dem Plattenspieler SME Model 6, der mit dem MC-Tonabnehmer JSD 6 von EMT bestückt ist, stand eine fordernde Quelle bereit. Parallel dazu lieferte der preiswertere Music Hall mmf-11.3 das Signal für den MM-Eingang des V10. Noch vor dem ersten Ton fällt auf, dass das Rauschniveau des V10 sehr niedrig liegt. Dann landet die Nadel in der Rille von »Beat Songs«, einem Album der Blue Aeroplanes, welches mir gut bekannt ist. Viele akustische Details prägen den Titel »Cardboard Box«. Deren Anwesenheit ist für sich genommen noch nicht entscheidend, wohl aber, wie gut die daraus resultierende, leicht melancholische Stimmung erzeugt wird. Dem V10 gelingt das sehr fein, aber nicht nur das: Er sorgt zudem für ein Maß an Klarheit und Transparenz, das in seiner Preisklasse eher die Ausnahme ist.

Solo-Gitarre, das hört sich erst einmal unspektakulär an. Hält jedoch Lee Ritenour das Instrument in Händen, ändert sich das. Sein Album »Dreamcatcher« ist ein Juwel, und auf einer guten Anlage entsteht der Eindruck eines Privatkonzerts. Die dafür notwendige intime Atmosphäre erzeugt der V10 mühelos. Dabei spielt er mit deutlich weniger Kolorierungen als der ein oder andere Mitbewerber, und er punktet auch hier mit bestechender Präzision und daraus resultierender Durchzeichnung bis in die räumliche Tiefe. Dass der Norweger aber nicht nur das filigrane Handwerk beherrscht, zeigt »Europa« von Holly Johnson, das vom Moving-Iron-Tonabnehmer Goldring 2300 abgetastet wird. Jetzt verstärkt der Hegel die Elektrosounds des ehemaligen Frontmanns von Frankie Goes To Hollywood erbarmungslos. Trotz der immensen Energie im Tieftonbereich bleibt die Stimme in ihrer Abbildung klar und deutlich. Dass Hegel auch das Thema Phono-Vorverstärkung souverän beherrscht, daran besteht nach der Beschäftigung mit dem V10 nicht der geringste Zweifel.