Diese ausgeprägte Praxisorientiertheit zeigt sich auch in der Möglichkeit des Röst, auf umfassende Art in ein Heim-Automations-Setting eingebunden zu werden. Hegel ist in Sachen »Smart Home« sehr aktiv und offeriert auf Netzwerk-Basis unterschiedliche Schnittstellen zum Austausch mit Steuerungsumgebungen von Crestron oder Control 4. Hausbeschallung automatisiert auf High-End-Audio-Niveau – mit diesem allzeit bereiten Verstärker/Wandler/Netzwerk-Player wird das möglich.

Analog: dreifach, flexibel & symmetrisch

Trotz modernem Digital-Fokus hat man beim Röst die klassische Audio-Fraktion nicht vergessen. Zweimal zwei Cinch-Buchsen stehen für analoge Signale bereit. Eines der beiden Paare lässt sich zum fixen Hochpegel-Eingang umschalten, um den Amp beispielsweise in ein Heimkino-Set-Up einzubinden und ihm dann die qualitativ überlegene Wiedergabe der Stereo-Kanäle anzuvertrauen. Gleichsam flexibel zeigt sich der analoge Ausgang, der wahlweise für Tape-, Line- oder Subwoofer-Anwendungen fungieren kann. Der audiophile Anspruch des Vollverstärkers spiegelt sich bei der Analog-Sektion auch in den beiden zusätzlichen XLR-Buchsen wieder, die eine besonders störungsarme Übertragung ermöglichen – hier könnte im Idealfall ein alternativer Oberliga-DAC oder ein symmetrisch aufgebauter Phono-Vorverstärker andocken. Das wäre dann die höchste Form der Kür.

Aufgrund der vielen interessanten Aspekte begab sich der schlanke Amp mit viel Vorschusslorbeeren in den Hörtest, für den er optimal eingenordet wurde. Das Stromsignal kommt mit einem IsoTek Premier EVO 3 Netzkabel gefiltert über den IsoTek Aquarius-Spannungsoptimierer. Die Verbindung zum KEF LS 50-Monitor-Lautsprecher erfolgt mittels des ausgezeichneten QED-Kabels XT 40 Reference. In der Kennenlernphase laufen erst einige Tracks aus der iTunes-Playlist via Airplay, wo der Röst umgehend als Audio-Device im Auswahl-Menü sichtbar wird. Aber hier ist Vorsicht geboten: Da der analoge Lautstärkeregler des Verstärkers mit dem digitalen Volumensteller der Application synchronisiert ist, droht beim üblicherweise voll aufgedrehten iTunes-Regler sehr lautstarkes Ungemach, denn auch der Röst spielt dann mit vollem Pegel! Der Fairness halber muss man sagen, dass Hegel darauf deutlich im Manual hinweist. Wer Bedienungsanleitungen liest, ist also klar im Vorteil und erspart sich einen unerfreulichen Adrenalin-Stoß. Diese Situation stellt sich übrigens genauso ein, wenn man direkt aus dem iPad die TIDAL-App startet und einen HiFi-Stream auf den Verstärker schickt – ebenso bei Spotify. Die Volumenregelung von iPad und Röst läuft stets synchron – einerseits sehr komfortabel, aber eben auch obachtbedürftig.

Zum Abspielen der Audio-Files vom NAS bietet Hegel selbst keine eigene Player-App an; man kann sich als iOS-User gut mit der kostenlosen Kinsky-App von Linn behelfen, für deren Einbindung auf der Hegel-Website eine ausführliche Anleitung bereitsteht. Ergebnis der schnellen Inbetriebnahme: Der Röst taucht nach Aktivierung des DNLA-Musikservers in den NAS-Einstellungen meines My-Cloud-NAS bei Kinsky als Audio-Endpunkt auf. Klaglos spielt er die ausgewählten Files der unterstützten Formate ab – nur die Pause-Taste der Laufwerkssteuerung der App zeigte sich oft unwillig, ansonsten lief alles einwandfrei.