Ein Standardprodukt zu fertigen, ist dieser Tage kein Problem mehr. Erfüllt es die ihm zugedachte Funktion, ist alles in Ordnung. Das gilt auch im Audio-Bereich. Wer bei seinen Entwicklungen jedoch von der kostenoptimierten Linie abweicht und eben keinen Standard produzieren will, muss sich zunächst einmal entscheiden, ob in die optische Erscheinung oder in die Technik investiert werden soll. Für High End Audio ist natürlich Letzteres von existenzieller Bedeutung, besteht doch der daraus resultierende Mehrwert primär in überdurchschnittlichen Wiedergabeeigenschaften. Doch beim in Norwegen ansässigen Unternehmen Hegel ist darüber hinaus Budget für ein klares, ein puristisches Design übrig geblieben, welches auf den ersten Blick nichts von den vielfältigen Möglichkeiten des Vollverstärkers H360 preisgibt.

Eingangswahl- und Lautstärkeregler sowie ein gut ablesbares Display sorgen für das attraktive Gesicht des Amps. Erst bei der Betrachtung des Anschlussfelds auf der Rückseite offenbaren sich dann seine Einsatzmöglichkeiten. Neben drei Analogeingängen, von denen einer als XLR-Version ausgeführt ist, finden sich auch vier digitale Eingänge sowie eine Netzwerkbuchse. Über AirPlay kann der H360 zudem drahtlos angesteuert werden. Highres-Tracks können am USB-Eingang abgeliefert werden. Der Hegel akzeptiert native Streams bis zu DSD128. Der 24-Bit/192 Kilohertz-fähige DAC AK4490 von AKM sorgt dann für die Gewinnung des analogen Signals. Hegels Ingenieure wollen durch Einsatz einer Master Clock die Jitter-Problematik deutlich reduzieren. Im H360 arbeitet jetzt eine Technik, die von den Norwegern »SynchroDAC« getauft wurde. Das Layout der Platinen wurde dahingehend optimiert, Rauschen und Verzerrungen auf niedrigem Niveau zu halten.

Vorverstärkersektion, D/A-Wandler und Endverstärker verfügen über ein eigenes Netzteil, damit sollen Interferenzen weitestgehend ausgeschlossen sein. Zudem setzt Hegel eine patentierte Technik ein, um Verzerrungen und Übersprechen zwischen den Kanälen zu reduzieren. Insbesondere geht es dabei um den Übergang zwischen dem Class-A- und -B-Bereich. Auch hochfrequente Störungen soll die Schaltung beseitigen. In puncto Leistung ist der H360 ein echtes Kraftpaket, satte 346 Watt stellt er an vier Ohm bereit. Basis dafür ist ein 700-Watt-Trafo, dessen Energie in einer Elkobank mit insgesamt 80.000 Mikrofarad Speicherkapazität gespeichert wird. Selbst leistungsfressende Impulse werden den Hegel also nicht aus der Ruhe bringen. Ein weiteres Detail gibt Aufschluss darüber, dass der Hegel seine Eleganz nicht als ausschließliches Verkaufsargument nutzt: Das Gehäuse ruht nämlich auf vier vibrationshemmenden Füßen, um optimale Standstabilität zu gewährleisten.